Schuljahresbeginn 2010/11
Althusmann: „Niedersachsens Schulen sind gut auf das neue Schuljahr vorbereitet“
„Meine ersten 100 Tage im Amt des Kultusministers habe ich vor allem dazu genutzt, intensive Gespräche mit Vertretern der Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft über die qualitative Fortentwicklung unseres Schulwesens zu führen. Ebenso wichtig ist mir der Dialog mit den Kommunen als verantwortlichen Schulträgern. Die zur behutsamen Weiterentwicklung unserer Schulstrukturen von der Landesregierung eingesetzte AG Schulstruktur mit den Kommunen hat gestern erstmals sehr einvernehmlich getatgt. Ich rechne mit ersten Ergebnissen im September. Wir stehen in Niedersachsen mit einem in den nächsten zehn Jahren zu erwartenden Schülerrückgang von durchschnittlich 25 Prozent vor großen Herausforderungen. Diese werden wir gemeinsam angehen“, sagte Dr. Bernd Althusmann, der in seiner 100-Tage-Bilanz auch einige seiner künftigen Arbeitsschwerpunkte besonders hervorhob:
„Schule ist in Niedersachsen ein Lern- und Lebensort. Mehr als ein Drittel unserer Schulen sind Ganztagsschulen. Zum neuen Schuljahr gehen 271 neue Ganztagsschulen an den Start. Wir werden die qualitative Entwicklung unserer inzwischen rund 1.140 Ganztagsschulen im Land weiter vorantreiben – Mittagessenangebote und Unterstützung wie zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung sollten dazugehören.
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund werden in Niedersachsen besonders gefördert. Wir investieren jährlich 52 Millionen Euro in die Sprachförderung, weiten den Schulversuch „Islamischer Religionsunterricht“ erneut um fünf Standorte aus und beginnen mit neuen Projekten wie „DaZNet“ und dem Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“.
Wir richten alle nachgeordneten Behörden und die Lehrerfortbildung in Niedersachsen neu aus. Bei der Landesschulbehörde ist die Modernisierung bereits auf den Weg gebracht, für das Niedersächsische Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung (NiLS) und die Niedersächsische Schulinspektion (NSchI) steht eine Neuaufstellung auf meiner Agenda.
Alle berufsbildenden Schulen in Niedersachsen sollen künftig als regionale Kompetenzzentren im Sinne des Modellversuchs „ProReKo“ arbeiten können. Wir planen für das beginnende Schuljahr eine entsprechende Schulgesetzänderung, die zum 01.01.2011 in Kraft treten soll.
Bei den bundesweiten Vergleichsarbeiten wollen wir die Eigenverantwortlichkeit der Schulen stärken. Derzeit wird im Kultusministerium der weitere Umgang mit Vergleichsarbeiten, insbesondere VERA 3 und 8, kritisch überprüft. Die nächste Amtschefkonferenz auf KMK-Ebene wird sich auf Anregung Niedersachsens mit dem Thema befassen.“
Der Minister informierte zum Schuljahresbeginn außerdem über aktuelle Statistiken und weitere Neuerungen:
Unterrichtsversorgung und Einstellungen
Die durchschnittliche rechnerische Unterrichtsversorgung in Niedersachsen wird nach dem gegenwärtigen Planungsstand an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen im ersten Schulhalbjahr bei etwas mehr als 100 Prozent liegen. Um die Verlässlichkeit der Grundschule zu gewährleisten, bedeute dies für die Grundschulen einen Mittelwert von erfahrungsgemäß gut 102 %. Für alle weiterführenden Schulformen wird eine mittlere Versorgung von nahezu 100 % erwartet. Bis zum heutigen Tag wurden bereits 1.475 Einstellungsmöglichkeiten für die allgemein bildenden Schulen bekannt gegeben. Folgende Trends zeichnen sich im Einstellungsverfahren in diesem Jahr ab:
- Aufgrund eines gegenüber dem Vorjahr verbesserten durchschnittlichen Bewerber-Stellen-Verhältnisses konnten in diesem Jahr die Stellen allgemein leichter entsprechend des Fachbedarfs der Schulen besetzt werden.
- Niedersachsen ist attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern: Rund 25 % der Neueinstellungen erfolgten mit Bewerberinnen und Bewerbern aus anderen Ländern (Vorjahr 22,5 %).
- Bedingt durch die verbesserte Bewerberlage wurden weniger Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger als im Vorjahr eingestellt. Von den 66 bis zum jetzigen Zeitpunkt eingestellten Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern wurden 13 auf Stellen für Mathematik, jeweils 12 für die Fächer Physik und Chemie, 7 für Musik sowie jeweils 6 auf Stellen für Spanisch, Französisch und Kunst eingestellt. Der Anteil an allen Einstellungen liegt damit bei rund 4 %. Im Vorjahr waren es rund 6 %.
- Mangelfächer bleiben beispielsweise für das Lehramt an Gymnasien Latein, Spanisch, Physik und Kunst. Für die Realschulen sind nur wenige Lehrkräfte mit Französisch verfügbar, an Haupt- und Realschulen sind die Fächer Physik und Technik am schwierigsten zu besetzen.
- Die Anpassung der Termine des Vorbereitungsdienstes an die Schulhalbjahre hat sich gelohnt: Erstmalig konnten in diesem Einstellungsverfahren Absolventinnen und Absolventen der Studienseminare berücksichtigt werden, die den niedersächsischen Vorbereitungsdienst nicht mehr mitten im Schulhalbjahr beenden, sondern zum Schulhalbjahresende. Fast 20 % der Neueinstellungen erfolgten mit Lehrkräften, die passgenau in den Schuldienst wechseln. Damit müssen deutlich weniger Schulen den Dreimonatszeitraum 01.08. bis 01.11. mit Übergangsmaßnahmen überbrücken.
Demografischer Wandel: Schülerzahlen weiter rückläufig
An den allgemein bildenden Schulen werden die Schülerzahlen im sechsten Jahr in Folge zurückgehen, und zwar zum neuen Schuljahr auf rund 928.000 Schülerinnen und Schüler. Das entspricht einem Rückgang seit 2004 von über 64.000 Schülerinnen und Schülern. Im Vergleich zum Vorjahr werden zum Schuljahresbeginn 2010/11 rund 12.000 Schüler weniger erwartet. In den 1. Klassen an Grundschulen und Förderschulen werden zum Schuljahresbeginn über 80.000 Schülerinnen und Schüler erwartet. Im Vorjahr wurden insgesamt 74.992 Kinder eingeschult. Im Jahre 1997 wurden noch 97.000 Schulanfänger gezählt. Grund für die höhere Zahl der Schulanfänger in diesem Jahr ist das mit der Schulgesetznovelle 2008 beschlossene schrittweise Vorziehen des Einschulungsalters. Bis 2013 wird die Zahl der Schulanfänger in Niedersachsen auf rund 69.000 sinken.
Schulgesetznovelle in Kraft
Mit der Änderung des Schulgesetzes zum 01.08.2010 wurde die weitere Stärkung der Berufsorientierung der Haupt- und Realschulen beschlossen. Der berufsorientierte Weg zur Ausbildung oder zum Studium wird durch die Verzahnung der Hauptschulen mit den berufsbildenden Schulen und mit der Profilbildung an den Realschulen weiter ausgebaut. Mit Inkrafttreten neuer Grundsatzerlasse wird zusammengefassten Haupt- und Realschulen die Möglichkeit eröffnet, den gemeinsamen Unterricht auszuweiten. Die Schule kann entscheiden, in den Schuljahrgängen 5 bis 8 in allen Fächern und Fachbereichen mit Ausnahme der Kernfächer (Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache) gemeinsamen Unterricht zu erteilen. Ab dem Jahr 2018 wird – im Interesse einheitlicher Bildungsbedingungen auf dem Weg zum Abitur – auch an allen Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe die allgemeine Hochschulreife nach zwölf Schuljahren vergeben. Die Veränderungen gelten erstmals für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2010/11 den 5. Schuljahrgang der nach Schuljahrgängen gegliederten KGS oder der IGS besuchen werden.
18 neue Gesamtschulen gehen an den Start
Zum 01.08.2010 haben 18 neue Gesamtschulen (16 IGS und 2 KGS) zunächst mit dem 5. Jahrgang ihre Arbeit aufgenommen. Alle neuen Schulen sind zeitgerecht mit einer verantwortlichen Leitung ausgestattet worden. Im Vorjahr waren bereits 14 neue Gesamtschulen gestartet (zwölf IGS, zwei KGS).
Informationsangebote zum Schuljahresbeginn
- „Service-Telefon Schule“: Zum Beginn des Schuljahrs 2010/11 werden erneut für alle Fragen zum Thema Unterrichtsversorgung vier regionale Hotlines „Service-Telefon Schule“ direkt in der Landesschulbehörde eingerichtet. Schulexperten aus der jeweiligen Region sind dort direkte Ansprechpartner für Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler. Die Hotline ist Montag bis Freitag von 09.00 bis 18.00 Uhr zu erreichen:
Lüneburg: 04131 / 15 – 2555
Hannover: 0511 / 106 – 6666
Braunschweig: 0531 / 484 - 3456
Osnabrück: 0541 / 314 – 314
- Broschüre zum demografischen Wandel für Schulträger: Zur Information der kommunalen Schulträger hat das Kultusministerium mit dem jetzigen Stand der Schulgesetzgebung eine Broschüre erstellt mit dem Titel „Herausforderung Demografie“. Kultusministerium und Landesschulbehörde werden die Kommunen als Schulträger dabei unterstützen, wenn sie ihre Schullandschaft aufgrund des demografischen Wandels anpassen müssen.
- „Handreichung zum Schuljahresbeginn“ für Schulleitungen: Über die Landesschulbehörde wurde allen Schulleiterinnen und Schulleitern eine „Handreichung zum Schuljahresbeginn“ übermittelt, um Fragen zu beantworten und so möglichen Unterrichtsausfall zu verhindern.
Artikel-Informationen
erstellt am:
04.08.2010
Ansprechpartner/in:
Corinna Fischer
Nds. Kultusministerium
Schiffgraben 12
30159 Hannover
Tel: 0511 / 120 7160
Fax: 0511 / 120997160