Stellungnahme der stellvertretenden Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg zum Flüchtlingsgipfel: Erwarten weitere Schritte und Taten vom Bund
Nach langen Beratungen zwischen den Ministerpräsident*innen der Länder und der
Bundesregierung hat der Bund den Ländern eine Milliarde Euro mehr für die Versorgung
von Geflüchteten zugesagt. Dazu sagt Niedersachsens stellvertretende
Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg:
„Es ist eine gute Nachricht, dass der Bund die Flüchtlingspauschale an die Länder in
diesem Jahr um eine Milliarde Euro erhöhen will. Der Finanzbedarf der Kommunen und
Länder ist hoch. Eine Einmalzahlung, gleichwohl in Milliardenhöhe, ist aber langfristig
nicht ausreichend. Der Bund muss dauerhaft Verantwortung übernehmen und sich
dynamisch an den real existierenden Kosten beteiligen.
Bedauerlicherweise werden in dem vom Bund vorgelegten Beschluss viele längst
überfällige Aspekte wenig beleuchtet, obwohl hier dringend eine Entscheidung getroffen
werden muss. Diese Punkte haben nämlich für die Menschen, die Kommunen und die
Behörden erhebliche Erleichterungen und Entbürokratisierung zur Folge. Der Städtetag
hat erst kürzlich entscheidende weitere Verbesserungen beim Arbeitsmarkt gefordert.
Aber auch im Bereich Spurwechsel und weiterer Integrationsmaßnahmen sowie dem
Umbau Deutschlands zum Einwanderungsland muss die Ampel noch eine Menge
voranbringen. Auch hier sollte der Bund allmählich Boden unter die Füße bekommen und
endlich die richtigen Weichen stellen. Ein stärkerer Fokus auf die Integration der
Menschen würde auch die Kommunen konkret entlasten. Hier bleibt das Papier deutlich
hinter den Erwartungen zurück, obwohl der Handlungsbedarf und die Wirkung enorm sind.
Ich erwarte weitere Schritte und Taten vom Bund.
Dass der Bund seinen Fokus neben einer Erhöhung der Finanzmittel vornehmlich auf
Verschärfungen im Bereich der Rückführung setzt, ist ein falsches Signal. Das suggeriert
eine Entlastung, die durch diese Maßnahmen nicht eintreten kann, denn die allermeisten
Menschen sind hier und werden auch hier bleiben. Symbolpolitik auf dem Rücken der
Betroffenen hilft an dieser Stelle nicht weiter. Das Papier ist in diesen Fragen leider
unausgewogen. Im Rahmen der gesetzlichen Ausgestaltung wird im Bundestag und am
Ende auch im Bundesrat sicherlich genau zu schauen sein, welche Maßnahmen welche
Wirkung und Umsetzbarkeit entfalten - und welche Maßnahmen im Sinne des Europa- und
Verfassungsrechts überhaupt umsetzbar sind.
Ich erwarte, dass der Bund die Kraft dort einsetzt, wo sie wirklich hilft: bei der Integration
und Schaffung von guten Einwanderungsstrukturen.“
Artikel-Informationen
erstellt am:
03.01.2024
zuletzt aktualisiert am:
24.04.2024