Kultusminister und Landtagsabgeordnete besuchten südafrikanische Partnerprovinz Eastern Cape
Busemann: „Zusammenarbeit auf Augenhöhe zum beiderseitigen Vorteil“
"Bei der Partnerschaft des Landes Niedersachsen mit der südafrikanischen Provinz Eastern Cape geht es um Zusammenarbeit auf Augenhöhe zum beiderseitigen Vorteil. Insbesondere im Bildungsbereich und in der Verwaltung fehlt es dort weniger an Geld als an verbindlichen Strukturen, entsprechenden Qualifikationen und Erfahrungen für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", fasste der Niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann heute in Hannover seine ersten Eindrücke von einem Besuch in der Provinz Eastern Cape in Südafrika zusammen.
Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Sigrid Rakow (SPD), Heinz Rolfes (CDU) und Hans-Werner Schwarz (FDP) hatte sich Busemann in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern der Regierungspartei Afrikanischer National Congress (ANC) und der Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA), der Premierministerin von Eastern Cape Balindlela und seinem Amtskollegen Matumela über Stand und Ziele der nach den Jahren der Apartheid begonnenen umfassenden Gesellschaftsreform im Partnerland informiert und von Niedersachsen unterstützte Projekte besucht. Die niedersächsische Delegation eröffnete zusammen mit den südafrikanischen Partnern das neu errichtete "Institute for Leadership in Education" in East London, dessen Herzstück ein mit Hilfe von Fujitsu-Siemens und des Niedersächsischen Instituts für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung (NiLS) eingerichteter Bildungsserver ist, der die Kommunikation der oft mehr als 200 Kilometer von einander entfernten Colleges untereinander sowie mit der Schulverwaltung herstellt und zugleich zum pädagogischen Austausch eingesetzt werden soll. Gespräche bei Volkswagen in Port Elizabeth und bei Daimler Chrysler in East London bestätigten, was zuvor erörtert worden war. "Um dem Beschäftigungsproblem von annähernd 40 Prozent Arbeitslosigkeit und der Armut in der der farbigen Bevölkerung wirksam begegnen zu können, brauchen die Menschen ein umfassendes Ausbildungsangebot in den Basisqualifikationen für einfachere Tätigkeiten, vor allem aber im unteren und mittleren Managementbereich", so die einhellige Meinung der Delegationsmitglieder. Die Regierung von Eastern Cape habe entsprechende Konzepte und Mittel. Aber angesichts der Rahmenbedingungen in der ärmsten Provinz Südafrikas brauche sie bei der Umsetzung gezielte Unterstützung.
Busemann und Matumela unterzeichneten eine gemeinsame Absichtserklärung auf der Grundlage des Partnervertrags, den Ministerpräsident Christian Wulff und Premierministerin Balindlela im Jahr 2004 abgeschlossen hatten. Darin werden künftige Handlungsfelder der weiteren Zusammenarbeit festgelegt. Demnach soll es vor allem um die Bereiche Gesundheit, Touristik, kommunale Dienstleistungen und das Bankenwesen gehen, wo über Austauschprojekte neue Verwaltungskräfte ausgebildet werden sollen. Gefragt sind auch Qualifikationen im gewerblich-technischen Bereich, insbesondere in den Handwerken "Die dadurch verfestigten Beziehungen werden auch der niedersächsischen Wirtschaft zugute kommen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Geschäftskontakte auch mittelständischer Unternehmen nach Eastern Cape", stellte Busemann fest. Einen Anlass zu weiterem Personalaustausch und zur Weiterbildung entsprechender Nachwuchskräfte biete auch die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit Hannover als Austragungsort. "Den Zuschlag für 2010 hat Südafrika erhalten. Hier besteht durchaus Bedarf sich auszutauschen", so der Abgeordnete Rolfes. Möglichkeiten für niedersächsische Bildungsträger, sich auch in der Qualifikation von jungen Leuten aus Eastern Cape zu engagieren, sieht Sigrid Rakow und Hans-Werner Schwarz verweist darauf, dass auch deutsche Nachwuchsführungskräfte Auslandserfahrungen haben sollten. Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus Eastern Cape soll den kulturellen Austausch fördern. "Angedacht ist, vorbehaltlich der Zustimmung des Landtagspräsidenten, die Eröffnung in den Räumen des Landtages durchzuführen", sagte Busemann.
Das Land Niedersachsen setze zudem ein besonderes Signal in der Kinder-Aids-Hilfe. Zu einem spontanen Entschluss der Delegationsteilnehmer führte der Besuch im Waisenhaus "House on the Rock" in East London. Dort werden zurzeit 43 Kinder betreut, deren Eltern an AIDS gestorben sind. Fast alle sind auch selbst mit dem HIV-Virus infiziert. Aus Mitteln der Staatskanzlei waren dort Schlafräume für die Kinder hergerichtet worden. Jetzt möchte man dort auf dem Grundstück einen Obst- und Gemüsegarten einrichten, um die Einrichtung selbst mit frischer Kost versorgen zu können. "Das kostet 3000 Euro. Die wollen wir zusammenbekommen", waren sich Kultusminister und Abgeordnete einig.
"Südafrika ist bei allen krassen Gegensätzen, die sich dort zeigen, ein stabiler Staat und deshalb wichtig für die Stabilität in ganz Afrika. Wenn wir unsere Partner in Eastern Cape bei ihren Anstrengungen unterstützen, helfen wir nicht nur ihnen. Mit einem niedersächsischen Beitrag zur Bekämpfung von Armut und Ungerechtigkeit in Eastern Cape, tragen wir auch zu Wohlstand und Sicherheit im eigenen Land bei", so Busemann abschließend.
Artikel-Informationen
erstellt am:
01.03.2010
Ansprechpartner/in:
Stefan Muhle
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