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Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne zum IQB-Bildungstrend 2021

Die Kompetenzwerte von Viertklässlerinnen und Viertklässlern in Deutschland haben sich in den Fächern Deutsch und Mathematik bundesweit verschlechtert. Das ist der zentrale Befund des „IQB-Bildungstrends 2021“, der heute (Montag) veröffentlicht wurde. Auch in Niedersachsen sind die Mittelwerte bei den untersuchten Kompetenzen Lesen, Zuhören, Orthografie und Mathematik im Vergleich zum „IQB-Bildungstrend 2016“ abgesunken. In Niedersachsen sind dabei mit Blick auf den Bundesdurchschnitt in den Kompetenzbereichen Lesen, Zuhören, Mathematik keine Auffälligkeiten oder Abweichungen zu verzeichnen. Allerdings zeigt der vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) erhobene Bereich Orthografie Abweichungen. Auf der anderen Seite konnten die sozialen Disparitäten in Niedersachsen in Teilbereichen im Gegensatz zum Bundestrend leicht verringert werden. Zudem sind die Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen gerne in der Schule und fühlen sich dort gut aufgehoben und integriert.

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne kommentiert den „IQB-Bildungstrend 2021“ wie folgt:

„Im ´IQB-Bildungstrend 2021‘ ist insgesamt ein bundesweites Absinken in den Fächern Deutsch und Mathematik an den Grundschulen festzustellen. Diese Entwicklung zeigt sich auch in Niedersachsen - das ist angesichts der Pandemie ebenso überraschungsfrei wie unbefriedigend. Damit bestätigen die Befunde des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen leider auch, dass wir mit dem gezielt vorangetriebenen Thema ´Förderung der Kernkompetenzen´ im Grundschulbereich in Niedersachsen gerade im Kontext der Pandemie den richtigen inhaltlichen Schwerpunkt gesetzt haben. Niedersachsen hat die Zeichen erkannt und vor allem bei den Themen Lesen und Mathematik viele Maßnahmen implementiert oder setzt sie Schritt für Schritt um. Das gilt zum Beispiel für „Lesen macht stark“, die neuen „Mathematikmentorinnen und Mathematikmentoren“, die enge
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik bei der Weiterbildung und Qualifikation sowie für die Bereitstellung von unterschiedlichen Diagnose-Tools und onlinebasierten Lernplattformen für Lehrkräfte.

Jetzt gilt es, in diesem Sinne an dem Begonnenen anzuknüpfen und die Anstrengungen noch einmal deutlich zu intensivieren. Wir dürfen uns damit noch nicht zufriedengeben, müssen aber auch akzeptieren, dass die Maßnahmen Zeit zum Wirken benötigen. Dabei müssen wir die Rechtschreibförderung noch einmal gesondert in den Blick nehmen. Die Ursachen für die negative Tendenz gilt es zu analysieren und die notwendigen Schlussfolgerungen konsequent zu ziehen. Das geht nicht im Schnellschuss-Verfahren, sondern muss seriös vorbereitet werden. Der Handlungsbedarf ist aber unbestritten hoch. Wir werden gemeinsam mit den Grundschulen zügig erörtern, ob die Ergebnisse des Bildungstrends aus dem Jahr 2021 auch für das Jahr 2022 Gültigkeit haben.

Ich freue mich allerdings sehr, dass die meisten Kinder laut der Studie gerne zur Schule gehen. Obwohl die Lernbedingungen im Corona-Jahr 2021 teilweise deutlich erschwert waren, sind die Ergebnisse zur Schulzufriedenheit und zur sozialen Eingebundenheit erfreulich. Nach Angaben der IQB-Autoren sind Schülerinnen und Schüler im Vergleich zur Vorstudie überwiegend zufriedener mit ihrer Schule und fühlen sich gut in ihrer Klasse integriert. Fluchtbedingt zugewanderte Kinder sind im Durchschnitt zudem zufriedener als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Das ist die mit Abstand wichtigste Grundlage für Bildungserfolg. Hier sind wir einen großen Schritt weiter.

Und das, obwohl der IQB-Bildungstrend auch bestätigt: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie schlagen voll durch! Diese Erkenntnis ist nicht neu und wird auch von den Autoren der Studie als mögliche Ursache angenommen. Der teilweise und auch über längere Zeiträume ausgefallene Präsenzunterricht lässt sich nur mit einem langen Atem und großen Anstrengungen schrittweise kompensieren. So ist unser Auf- und Nachholprogramm „Startklar in die Zukunft“ auch bewusst auf zwei Schuljahre ausgerichtet. Ich bin überzeugt, dass es positiv wirken wird, es dürfte aber nicht ausreichen. Es ist daher zwingend erforderlich, dass der Bund endlich den finanziellen Rahmen für das „Startchancen-Programm“ beziffert.

Dabei muss die Zielrichtung des Programms, Schulen mit besonders großen sozialen Herausforderungen zu fördern, im Fokus stehen. Denn der „IQB-Bildungstrend 2021“ legt auch dar, dass sich die Abhängigkeit zwischen Bildungserfolg und dem sozioökonomischen Status deutschlandweit weiter verschärft hat. In diesem Zusammenhang darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Niedersachsen in diesem Teilbereich des IQB-Bildungstrends am besten abschneidet: Hier konnte die Koppelung von Kompetenzerwerb und sozialem Hintergrund gelockert werden, wenn auch nur leicht. Hier müssen wir am Ball bleiben. Das gilt auch mit Blick auf die bittere Erkenntnis, dass Kinder aus Einwandererfamilien besonders große Probleme haben. Die Sprachfördermaßnahmen müssen evaluiert, verbessert und ausgebaut werden.

Der bildungspolitische Fokus muss daher zukünftig noch stärker auf die Grundschulen gerichtet werden. Die Erhöhung der Gesamtstundenzahl in der Grundschule wäre eine wirksame Maßnahme.

Für all dies ist es notwendig, noch mehr Pädagoginnen und Pädagogen für unsere Kitas und Schulen zu gewinnen. Die Fachkräftegewinnung und -sicherung bleibt damit die zentrale Aufgabe der Länder, auch Niedersachsens.“

Kultusminister Grant Hendrik Tonne   Bildrechte: MK

Kultusminister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
17.10.2022

Ansprechpartner/in:
Ulrich Schubert

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