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LT Mai-Plenum TOP 30: Schriftliche Antwort auf die mündliche Anfrage Nummer 3 "Stellenwert von Musik in der frühkindlichen Bildung"


Abgeordnete Heiner Schönecke, Gudrun Pieper, Karl-Ludwig von Danwitz und André Bock (CDU)

Antwort des Niedersächsischen Kultusministeriums namens der Landesregierung

Vorbemerkung der Abgeordneten

Am 14. April 2018 berichtete die Emder Zeitung über die musikalische Früherziehung in Kindertagesstätten in der Region. Mit finanziellen Mitteln aus dem Bundesförderprogramm „Kultur macht stark“ und aus dem niedersächsischen Förderprogramm „Wir machen die Musik!“ ermöglicht die Musische Akademie Emden jedem Kind ab vier Jahren eine kostenlose musikalische Früherziehung in der Kindertagesstätte. Insgesamt 800 Kinder nehmen daran teil.

Das Projekt „Wir machen die Musik!" zur Förderung frühkindlicher musikalischer Bildung gibt es in Niedersachsen seit dem Schuljahr 2009/2010. Es wurde gemeinsam mit dem Landesverband niedersächsischer Musikschulen konzipiert und soll möglichst viele Kinder, unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen und regionalen Herkunft, an die Musik heranführen. Gemeinsames Singen, Musizieren und Tanzen soll ihnen eine aktive kulturelle Teilhabe und bessere Entwicklungs- und Bildungschancen ermöglichen.

1. Welche Bedeutung misst die Landesregierung der musikalischen Früherziehung in der frühkindlichen Bildung in Niedersachsen und dem Projekt „Wir machen die Musik!“ bei?

Die musikalische Früherziehung ist sehr wichtig für die positive Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen. Die Landesregierung misst dem Thema eine große Bedeutung bei. Das Projekt „Wir machen die Musik“ wurde 2009 in Kooperation mit dem Landesverband der niedersächsischen Musikschulen als landesweites Musikalisierungsprogramm eingeführt. Es nutzt die flächendeckende Infrastruktur der Musikschulen in Niedersachsen, indem diese vor Ort in den Kitas und Schulen zusammenarbeiten. Die musikpädagogischen Angebote finden niedrigschwellig im vertrauten Umfeld der Kinder statt, dort, wo sich die Kinder ohnehin aufhalten. Die Angebote können so auf die jeweiligen lokalen Bedingungen eingehen und insbesondere auch die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft, wie die kulturelle Diversität, aufgreifen. Aktuell (Schuljahr 2017/2018) werden mit dem Projekt über 76 teilnehmende Musikschulen, d.h. mehr als 38.500 Kinder in mehr als 1.100 Kooperationsprojekten erreicht.

2. Wie ist die musikalische Früherziehung in Niedersachsen in der Ausbildung sowie in Fort- und Weiterbildungsangeboten für pädagogische Fachkräfte verankert, um die musikalische Früherziehung von Kindern verlässlich und qualitativ hochwertig landesweit zu gewährleisten?

Der Unterricht an allen berufsbildenden Schulen ist in den letzten Jahren dahingehend weiterentwickelt worden, dass berufsbezogene Kompetenzen in Modulen erworben werden. Auch Musik ist verbindlich in die Module der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung integriert worden und bietet den Schulen vielfältige Möglichkeiten, musikalische Aspekte in verschiedensten Zusammenhängen aufzugreifen und auf dem neuesten didaktisch-methodischen Stand auszugestalten. Der Musikaspekt soll auf diese Weise zusätzlich mit anderen Ausbildungsschwerpunkten wie der Sprachbildung, Sprachförderung, Bewegungserziehung, Medienkompetenz oder Begabungsförderung sinnvoll verknüpft werden. Die Bedeutung der Musik ist heute allen an der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern Beteiligten bewusst und gehört als übergreifende Querschnittsaufgabe zum Ausbildungskonzept jeder Fachschule.

Aktuell werden im Auftrag des Kultusministeriums für die Umsetzung musikalischer Erziehung und Bildung in der Ausbildung „Neue Lernsituationen mit Musik“ für die Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz und die Fachschule Sozialpädagogik erstellt. Anschließend werden diese Unterrichtsmaterialien allen Ausbildungsschulen sowie den Studienseminaren in Fortbildungen vorgestellt.

Darüber hinaus hat das Niedersächsische Landesjugendamt den Auftrag, mit Fortbildungsangeboten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendhilfe in ihrer beruflichen Tätigkeit zu unterstützen. Dazu zählen auch Angebote, die an Musik heranführen können - wie zum Beispiel aktuell eine Fortbildung zur Sprachförderung durch Tanz und Bewegung in Krippen und Kindergartengruppen.

Die Musikalische Früherziehung (MFE) ist ein Unterrichtsfach der unter musikalischer Elementarerziehung zusammengefassten Unterrichtsfächer. Dazu zählen: Musikalische Frühförderung, Grundausbildung und Erwachsenenbildung und in letzter Zeit auch Seniorenbildung.

Ein musikpädagogisches Studium, das zur Tätigkeit in der Musikalischen Früherziehung qualifiziert, ist an verschiedenen Hochschulen in Niedersachsen möglich. Ein entsprechendes Angebot findet sich z. B. an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH). Die künstlerisch-pädagogische Ausbildung an der HMTMH bietet Studierenden die Möglichkeit eines intensiven Studiums ihrer künstlerischen Fächer sowie einer wissenschaftlich fundierten und praxisnahen pädagogischen Ausbildung, die in Kooperation mit Musikschulen, Schulen, Kindertagesstätten und vergleichbaren Institutionen stattfindet. Das breite Angebot an Nebenfächern ermöglicht den Studierenden eine individuelle Profilbildung und den Erwerb von künstlerischen und wissenschaftlichen Zusatzqualifikationen. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Studiengang „Musikerziehung“ mit dem Schwerpunkt Elementare Musikpädagogik an der Hochschule Osnabrück. Die Absolventinnen und Absolventen dieses Studienganges haben aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen musikalischen wie pädagogischen Ausbildung erfahrungsgemäß sehr gute Berufschancen als Lehrerinnen und Lehrer an Musikschulen.

Die Beispiele zeigen, dass das Angebot der niedersächsischen Hochschulen sowohl qualitativ als auch quantitativ angemessen ist, um ein gutes Angebot an Lehrkräften vorzuhalten.

3. Wie will die Landesregierung zukünftig die musikalische Früherziehung in Krippen und Kindertagesstätten, u. a. unter Einbeziehung von Projekten wie „Wir machen die Musik!“, fördern?

Die Zuständigkeit für die pädagogische Konzeption einer Einrichtung und die Bildungsangebote im Elementarbereich liegt nicht bei der Landesregierung, sondern obliegt den Trägern von Kindertageseinrichtungen. Das Kultusministerium unterstützt jedoch Träger bei der Umsetzung des Bildungsauftrags im Rahmen unterschiedlicher Förderrichtlinien, die je nach Zuwendungszweck auch Möglichkeiten schaffen, Kindern Zugang zu musikalischen Erfahrungen und musischer Bildung zu eröffnen. So hat sich einer der Modellstandorte in dem zwischen 2012 und 2015 durchgeführten Modellprojekt „Kita und Grundschule unter einem Dach“ für eine thematische Schwerpunktsetzung im musikalischen Bereich entschieden. Auch im Rahmen geplanter Förderrichtlinien wird die Durchführung von Projekten mit musischer Ausrichtung künftig förderfähig sein.

In den Jahren vor 2013 erhielt das Programm „Wir machen die Musik“ einen jährlichen Aufwuchs, um sukzessive mehr Kinder zu erreichen. Dieser wurde in der letzten Legislaturperiode ausgesetzt. Eine erneute Dynamisierung würde dem fraktionsübergreifenden kulturpolitischen Anspruch eines flächendeckenden Angebots der musikalischen Bildung in ganz Niedersachsen Rechnung tragen. Eine Aufstockung würde eine direkte Erhöhung der Anzahl teilnehmender Kinder ermöglichen und wäre im Rahmen der frühkindlichen Bildung sehr wünschenswert.


Kultusminister Grant Hendrik Tonne   Bildrechte: MK

Kultusminister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.05.2018

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