Rede der Niedersächsischen Kultusministerin Frau Julia Willie Hamburg am 18.06.2024 im Niedersächsischen Landtag zu TOP 19: Entwicklungsmöglichkeiten durch mehr Freiräume - Schulen zukunftsfähig aufstellen, Beteiligte entlasten
Entschließungsantrag der Fraktion der SPD und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, LT-Drs. 19/2466
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede,
Schulen sind Lern- und Lebensorte und werden als diese von einer Vielzahl von Beteiligten und von unterschiedlichen strukturellen Rahmenbedingungen gestaltet und geprägt. Dieser Vielfalt gilt es gerecht zu werden. Damit dies gelingen kann, braucht es Maßnahmen, wie sie im vorliegenden Antrag beschrieben werden. Und dafür danke ich!
Als Kultusministerin des Landes Niedersachsen ist es mir wichtig, auch und gerade in einer Zeit voller Krisen, Herausforderungen und eines immer schneller werdenden gesellschaftlichen Wandels genau DAS in den Mittelpunkt zu stellen, was Schule ausmacht: Die unterschiedlichen Menschen mit ihren unterschiedlichen Talenten, Bedürfnissen, Fähigkeiten, Herkünften und Voraussetzungen, die gemeinsam in Schule lernen und arbeiten.
Diese Heterogenität und diese Vielfalt sind es, die das Schulleben bunt und spannend und herausfordernd machen, die aber alle Beteiligten auch immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Sie erfordern Unterrichtskonzepte, die dieser Vielfalt und den verschiedenen Interessen und Lernständen Rechnung tragen.
Und gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen mit einer vielfältigen Schullandschaft stellen sich die Herausforderungen für Schulen sehr unterschiedlich dar.
Zusätzlich sehen sich Schulen zunehmend mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen konfrontiert:
- Angefangen bei den Nachwirkungen der Corona-Pandemie mit einer hohen Zahl an Schülerinnen und Schülern, die psychisch belastet sind,
- über die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche im Umgang mit Medien zu stärken, um sie vor Desinformation und digitaler Gewalt zu schützen,
- bis hin dazu, dass die sozialen und wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen der Schülerinnen und Schüler teilweise unglaublich unterschiedlich sind.
Die Anforderungen an Schulen sind groß, die Anforderungen an Schulleitungen, Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte sind groß!
Dies weckt vielerorts den Wunsch nach Veränderungen und mehr Eigenverantwortlichkeit.
Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt die notwendigen Freiräume schaffen, damit sie in ihren Schulen ihren eigenen Weg finden können.
Hierzu haben wir bereits im Primarbereich mit der aufsteigenden Erhöhung der Stundentafel um drei Stunden und damit erweiterten Optionen zur individuellen Schwerpunktsetzung und damit verbunden der Förderung der Basiskompetenzen ab dem nächsten Schuljahr erheblich erweiterte Möglichkeiten für Grundschulen geschaffen, mehr individuelle Schwerpunkte zu setzen.
Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wie Sie an unserer umfangreichen Handreichung „Schule gestalten – Freiräume nutzen“ erkennen können. Darin haben wir die bestehenden Gestaltungsmöglichkeiten bereits im August letzten Jahres zusammengefasst, um sie transparent zu machen und um Schulen zu ermutigen, sie im Sinne ihrer Schülerinnen und Schüler zu nutzen.
Und es funktioniert! Viele Schulen haben sich längst auf den Weg gemacht, allen voran die niedersächsischen Schulpreisträgerschulen und die Teilnehmenden im Modellprojekt Zukunftsschulen. Sie setzen individuelle Schwerpunkte, erproben innovative Lehr- und Lernformate und nutzen die verschiedenen Möglichkeiten der Eigenverantwortlichen Schule. Von diesen Schulen können und wollen wir lernen, von ihren Erfahrungen profitieren und das, was sich in der Praxis bewährt hat, auch weiteren Schulen anbieten.
Wir wollen eine Kultur der Ermöglichung schaffen, damit alle Schulen ihre vorhandenen Spielräume nutzen!
Um sie auf ihrem Weg der Weiterentwicklung bestmöglich zu begleiten, bieten wir den Schulen bereits jetzt ein breites Portfolio an Beratungs- und Unterstützungsleistungen an. Dieses Angebot werden wir stetig überprüfen und bedarfsgerecht weiterentwickeln.
Durch ihre Arbeit in vorhandenen Netzwerken und durch den Austausch mit verschiedenen Schulen nehmen gerade die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung hierbei eine zentrale Rolle ein, die wir weiter stärken wollen.
Anrede,
Erste Schritte sind getan, weitere werden folgen! Wir bleiben dabei immer im Diskurs und in Abstimmung mit den Verbänden und Interessenvertretungen, aber auch mit den Praktikerinnen und Praktikern an unseren Schulen vor Ort.
Ausgehend vom aktuellen Ist-Stand und auf der Grundlage bereits vor Ort bewährter Modelle z. B. zu jahrgangs- und fächerübergreifendem Lernen oder bereits erfolgreich praktizierten alternativen Prüfungsformaten wollen wir in einen Freiräume-Prozess einsteigen.
Anrede,
Sie sehen, dieser Antrag fügt sich ein in einen bereits vorhandenen Prozess und trägt dazu bei, diesen Prozess konsequent fortzusetzen. Und so freuen wir uns darauf, nach den Sommerferien durchzustarten. Damit Schulen die Freiräume bekommen, die sie für ihre Arbeit brauchen.
Vielen Dank.
Artikel-Informationen
erstellt am:
18.06.2024
Ansprechpartner/in:
Ulrich Schubert
Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Hans-Böckler-Allee 5
30159 Hannover
Tel: 0511 120 7168