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Niedersachsen stärkt „das Platt“: Kultusministerin Hamburg zeichnet elf Plattdeutsche und Saterfriesische Schulen aus – „Schulen sind wichtige Sprach-Ermöglicher“

“Platt is cool!“ Immer mehr junge Niedersachsen pflegen die plattdeutsche Sprache. Inzwischen engagieren sich mehr als 300 Modellschulen offiziell für die niederdeutsche Sprache in ihrer Region. Am heutigen Mittwoch (7. Mai 2025) hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg in Lüneburg elf Schulen als „Plattdeutsche Schule“ oder „Saterfriesische Schule“ ausgezeichnet oder rezertifiziert. Mit diesem Prädikat würdigt das Land bereits seit 2014 Schulen, die sich in besonderer Weise um die Region und die Sprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch verdient gemacht haben. Damit gibt es in Niedersachsen jetzt 46 in dieser Form „ausgezeichnete“ plattdeutsche oder saterfriesische Schulen.

„Die Menschen in Niedersachsen können mehr als Hochdeutsch – sie können auch Niederdeutsch und Saterfriesisch. Nicht ohne Grund zählen die beiden Landessprachen zum kulturellen Erbe unseres Landes“, betonte Kultusministerin Julia Willie Hamburg während der Auszeichnungsfeier. Während in den 1950er- und 1960er-Jahren die plattdeutsche Sprache immer mehr vom Hochdeutschen verdrängt und nach Ansicht von Forschenden sogar eher als Bildungshindernis betrachtet worden war, ist die Sprache mittlerweile wieder positiv besetzt. Wurde die Sprache früher vor allem in der Familie an die nächste Generation weitergegeben, so übernehmen heute Schulen vielfach diese Aufgabe. Die heute gewürdigten Schulen sind dafür ein guter Beweis. Zugleich seien diese besonders engagierten plattdeutschen und saterfriesischen Modellschulen „wichtige Sprach-Ermöglicher und Kulturbewahrer“, so Kultusministerin Hamburg: „Schulen, die den Erwerb dieser Sprachen ermöglichen, fördern nicht nur ihre Schülerinnen und Schüler in vorbildlicher Weise, da sich Mehrsprachigkeit erwiesenermaßen positiv auf das Lernen auswirkt. Sie tragen zudem maßgeblich dazu bei, diese kleinen Sprachen zu erhalten.“


Erneut ausgezeichnet wurden heute zehn bestehende „Plattdeutsche Schulen“ und eine „Saterfriesische Schule“. Alle anerkannten „Plattdeutschen Schulen“ und „Saterfriesischen Schulen“ ermöglichen ihren Schülerinnen und Schülern über die „Sprachbegegnung“ hinaus, aktiv Niederdeutsch zu erlernen - im Regelunterricht, in Arbeitsgemeinschaften, Projekten oder in den Wahlpflichtkursen als 2. Fremdsprache. Niederdeutsch ist an den zertifizierten Schulen Teil des Schulprogramms und ins Schulleben implementiert.


Die Liste der heute ausgezeichneten Schulen:


Ausgezeichnete Schulen

Schulform

Region

Schreibweise

Grundschule Wiesmoor-Mitte

Grundschule

LK Aurich

Plattdüütske School

Grundschule Moorriem

Grundschule

LK Wesermarsch

Plattdüütsche School

Grundschule Golzwarden

Grundschule

LK Wesermarsch

Plattdüütsche School

Marienschule Strücklingen

Grundschule

LK Cloppenburg

Seelterfräiske Skoule

Moordorf

Grundschule

LK Aurich

Plattdüütske School

Constantia Emden

Grundschule

LK Emden

Plattdüütsk School

Hermann Löns Schule

Grundschule

LK Lüneburg

Plattdüütsche School

BBS Wittmund

Berufsbildende Schulen Landkreis Wittmund

LK Wittmund

Plattdüütske School

Grundschule Emlichheim

Grundschule

LK Grafschaft Bentheim

Plattdüütsche Schole

Grundschule Egels

Grundschule

LK Aurich

Plattdüütske School

Marie Ulfers Grundschule

Grundschule

LK Wittmund

Plattdüütsche School

Erst im vergangenen Jahr hatte das Land Niedersachsen mit zwei weiteren wichtigen Schritten die niederdeutsche Sprache auch an seinen Schulen gestärkt: An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg hatten im Herbst die ersten drei Lehrerinnen und Lehrer erfolgreich ihre Sprachfeststellungsüberprüfung auf C1-Niveau in Niederdeutsch abgelegt und ihr entsprechendes Zertifikat erhalten. Zudem gelten seit dem Schuljahr (2024/2025) erstmals verbindliche Regeln zur Rechtschreibung im Niederdeutschunterricht und zur Bewertung von schriftlichen Prüfungen für den Niederdeutschunterricht.


Darüber hinaus unterstützt das Kultusministerium die Schulen bei der Entwicklung von Sprachangeboten Niederdeutsch und Saterfriesisch auf vielfältige Art und Weise:

  • Weiterentwicklung des Modellprojekts „Niederdeutsch im Sekundarbereich I“: Ziel des Modellprojekts ist es, die Weiterentwicklung des Niederdeutschunterrichts hin zum ordentlichen Unterrichtsfach zu unterstützen und den Beschluss des Entschließungsantrags umzusetzen. Seit Beginn des Schuljahrs 2024/2025 liegt ein besonderer Fokus auf der Entwicklung von bewerteten Unterrichtsangeboten im Sekundarbereich I, da das einzuführende ordentliche Unterrichtsfach auf dieser Grundlage erteilt wird. Diese werden in der Regel als Wahl- oder Wahlpflichtunterricht angeboten. Gleichzeitig werden Praktikumsplätze entsprechenden Zuschnitts zur Ausbildung der Lehramtsstudierenden für das Fach Niederdeutsch benötigt: Eine Kooperation der Schulen mit der Universität Oldenburg zur Unterstützung der aufsteigenden Einführung des Studienfachs Niederdeutsch an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist eine weitere Aufgabe. Die Modellschulen mit bewertetem Unterrichtsangebot stehen der Universität als Ausbildungs- und Praktikumsschulen zur Verfügung.

  • Weiterentwicklung der Curricularen Vorgaben Niederdeutsch in Kerncurricula: Die bereits veröffentlichen Curricularen Vorgaben Niederdeutsch sollen bis 2028 in ein reguläres Kerncurriculum Niederdeutsch für den Sekundarbereich I weiterentwickelt werden.
  • Weiterentwicklung des Erlasses „Die Region und die Sprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch im Unterricht“: Der zuletzt 2019 weiterentwickelte Erlass läuft zum 31.12.2025 aus. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung, den Landschaften sowie dem Niedersächsischen Heimatbund der Erlass weiterentwickelt. Im Herbst 2025 soll der Entwurf in die Anhörung gehen
  • Lehrwerk „Snacken Proten Kören“: Die 2023 in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Kultusministerium veröffentlichte erste Auflage des Lehrbuchs „Snacken Proten Kören“ für den Sekundarbereich I in ostfriesischem Plattdeutsch war bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Daher hat das Niedersächsische Kultusministerium für den Druck der zweiten Auflage mit 1.000 Exemplaren im vergangenen Jahr 10.000 Euro bereitgestellt. Damit können ostfriesische Schulen das Lehrbuch kostenfrei als Klassensatz beim Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft erhalten. Dies gilt für Schulen, die Niederdeutsch im Wahlpflichtbereich oder als Unterrichtsfach anbieten wollen.


Hintergrund zum Thema:

Die Regionalsprache Niederdeutsch und die Minderheitensprache Saterfriesisch sind Ausdruck von sprachlicher und kultureller Vielfalt in Deutschland. Sie werden durch die Europäische Sprachencharta besonders geschützt. Die sogenannten kleinen Sprachen sind wichtige Bestandteile der Mehrsprachigkeit. Wer zweisprachig mit Hochdeutsch / Niederdeutsch aufwächst, lernt erwiesenermaßen leichter weitere Fremdsprachen. Die Verbindung zum Englischen ist so eng, dass sehr schnell die Sprachenverwandtschaft aufgezeigt werden kann. Darüber hinaus sind die kleinen Sprachen in ihren regionalen Ausprägungen wichtige Bestandteile der regionalen Identität und sind in Familien-, Flur-, Straßen- und Ortsnamen dauerhaft erhalten.

Portrait von Julia Willie Hamburg in schwarzer Bluse   Bildrechte: brauers.com

Artikel-Informationen

erstellt am:
07.05.2025

Ansprechpartner/in:
Britta Lüers

Nds. Kultusministerium
Pressesprecherin
Hans-Böckler Allee 5
30173 Hannover
Tel: 0511 120 7148

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