Niedersachsen gründet Kompetenz-Netzwerk für Chancengleichheit und Migration in Schule und Bildung
Bildungsungleichheit im Fokus: Vergangene Woche nahm das neue Netzwerk für Chancengleichheit und Migration in Schule und Bildung in Hannover seine Arbeit auf. Das neue Netzwerk aus Vertreterinnen und Vertretern von Migrantenselbstorganisationen (MSO) und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern berät ab jetzt regelmäßig das Niedersächsische Kultusministerium, um Handlungsempfehlungen zu entwickeln, wie Chancenungleichheit im Bildungssystem begegnet werden kann.
Das Thema Chancengleichheit im Bildungssystem ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung – auch in Niedersachsen. Kinder und Jugendliche haben nicht die gleichen Startbedingungen. Herkunft, sozioökonomischer Status oder Wohnort entscheiden maßgeblich über ihren Bildungserfolg. Dieser hängt in Deutschland stärker vom Elternhaus ab als in den meisten OECD-Ländern. In sozioökonomisch benachteiligten Regionen sind die Übergangsquoten zum Gymnasium teils um bis zu 30 Prozent niedriger als in wohlhabenden Stadtteilen. Gleichzeitig verfügen viele Migrantenselbstorganisationen und Elterninitiativen über erprobte Konzepte, wie Bildungsbarrieren überwunden werden können. Mit der Gründung des Netzwerks setzt Niedersachsen ein Zeichen: Für eine faire, zukunftsfähige Bildungspolitik – und für ein Schulsystem, das alle mitnimmt.
Das Netzwerk bringt erstmals renommierte Bildungsforscherinnen und -forscher sowie Vertretungen zivilgesellschaftlicher Organisationen und Elterninitiativen zusammen. Im Mittelpunkt steht der Austausch zu Erfahrungen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Lösungen zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit – unabhängig von Herkunft, Sprache oder Einkommen.
Kultusministerin Julia Willie Hamburg betont zum Start des Netzwerkes: „Wir wollen, dass jedes Kind in Niedersachsen die gleichen Chancen hat – ganz gleich, in welchem Stadtteil es aufwächst, welche Sprache zu Hause gesprochen wird oder welchen Schulranzen es trägt. Bildung muss Wege öffnen, nicht verschließen. Das Kompetenz-Netzwerk bringt wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Erfahrung zusammen. Ich bin den zivilgesellschaftlichen Organisationen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich zur Mitarbeit bereiterklärt haben, sehr dankbar, dass sie ihre Expertise einbringen. Ich blicke gespannt auf die ersten Ergebnisse und welche Handlungsoptionen sich für die Bildungspolitik daraus ergeben.“
Das Kompetenz-Netzwerk ist interdisziplinär und dialogorientiert angelegt: Erstmals fließen wissenschaftliche Expertise aus Bildungsforschung, Migrationspädagogik und Sozialwissenschaften systematisch mit dem Wissen und den Perspektiven von Organisationen, die tagtäglich mit Bildungsungleichheit konfrontiert sind, zusammen. Ziel ist es, in Entscheidungen zu Fragen von Migration und Partizipation, aber auch zu Werten und Gleichheit in Bildung, die im Netzwerk gebündelten Kompetenzen beratend mit einzubeziehen. So können wirksame Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die auf evidenzbasierten Analysen und gelebter Praxis beruhen. Damit setzt Niedersachsen auf ein Format, das die gesellschaftliche Realität und die Erfahrungen von Migrantinnenselbstorganisationen in den Mittelpunkt rückt.
Dem Netzwerk gehören aktuell u. a. folgende Organisationen und Institutionen an:
Zivilgesellschaftlich engagiert sind u. a.:
• Flüchtlingsrat Niedersachsen
• amfn e.V.
• MigrantenElternNetzwerk
• Föderation Türkischer Elternvereine
• Niedersächsischer Integrationsrat
• Polnisch-AG
• Roma- und Sinti-Vertretungen
• Afrikanischer Dachverband Norddeutschlands
• Deutsch-Ukrainische Akademische Gesellschaft
Wissenschaftlich vertreten sind u. a.:
• Prof. Dr. Karim Fereidooni (Bochum)
• Prof‘n Dr‘n Ellen Kollender (Lüneburg)
• Prof. Dr. Paul Mecheril (Bielefeld)
• Prof‘n Dr‘n Aiça Polat (Oldenburg)
• Prof’n Dr’n Katharina Schuhmann (Oldenburg)
• Prof‘n Dr‘n Anja Steinbach (Flensburg)
• Prof‘n Dr‘n Jana Teltemann (Hildesheim)
• Prof‘n Dr‘n Andrea Bogner (Göttingen)
Das Netzwerk wird sich zunächst zweimal jährlich treffen, um aktuelle Herausforderungen im Bildungssystem zu analysieren, Good-Practice-Ansätze auszutauschen und konkrete Empfehlungen zu entwickeln. Thematische Schwerpunkte liegen auf sozialer Selektivität im Schulsystem, regionalen Disparitäten und Sozialindizes, mehrsprachiger Bildung sowie auf besserer Unterstützung für Schulen in herausfordernden Lagen.
Artikel-Informationen
erstellt am:
07.05.2025
Ansprechpartner/in:
Bela Mittelstädt
Nds. Kultusministerium
Hans-Böckler-Allee 5
30173 Hannover
Tel: 0511/120-7198