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Löppt: Niederdeutsche und saterfriesische Sprachen in Schule seit 2017 erheblich ausgebaut – Kultusminister Tonne besucht Ostfriesische Landschaft und zieht Bilanz

An mehr als 300 Schulen in Niedersachsen gibt es inzwischen regionalsprachliche Angebote, viele bieten auch Unterricht in den regional verankerten Sprachen Niederdeutsch oder Saterfriesisch an. Umgesetzt oder fachlich begleitet werden die Projekte und Unterrichtseinheiten von geschulten Lehrkräften. Seit 2020 hält das Land für die Beratung und Unterstützung der engagierten Schulen 260 zusätzliche Lehrkräftestunden dauerhaft bereit.

Insgesamt stehen den Schulen und den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung 530 sogenannte Anrechnungsstunden für Beratungsangebote zur Unterstützung der Schulen, in denen z. B. niederdeutsche und saterfriesische Sprachkurse, Wahlpflichtkurse, AGs und Projekte entwickelt und angeboten werden, sowie für die Entwicklung von Materialien und den Ausbau der Onlineangebote bereit.

Zudem hat das Land 100.000 Euro 2020 für die Entwicklung von Lehr- und Lernmitteln zur Verfügung gestellt. Weitere 100.000 € sind über das Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ bereitgestellt worden.

Das geht aus einer Bilanz zur „Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen für das Niederdeutsche und Saterfriesische im schulischen Bereich“ hervor, die Kultusminister Grant Hendrik Tonne heute in Aurich während eines Besuches der „Ostfriesischen Landschaft“ vorgestellt hat. Begleitet von Rico Mecklenburg, Präsident der Ostfriesischen Landschaft, und Dr. Matthias Stenger, Direktor der Ostfriesischen Landschaft, präsentierte der Minister auch erprobte und neue Lehrwerke, Materialien und Onlineangebote für plattdeutsche schulische Angebote.

Das Motto der Veranstaltung inklusive Zukunftsblick: „Platt und Seeltersk in der Schule: Nun erst recht!“

„Die Pflege von regionaler Tradition und Kultur kann ein Anker sein in unsicheren Zeiten, in einer Welt im Wandel. Ein Anker, der uns Sicherheit und Bodenhaftung gibt, wenn um uns herum alles in Bewegung zu sein scheint“, so Tonne. Dazu gehöre auch der Erhalt „unserer“ Sprachen – der regionalen Sprachen. 2017 habe der Landtag den Beschluss gefasst, die ´Förderung für Niederdeutsch und Saterfriesisch zu verstetigen und weiter auszubauen. Der Minister weiter: „Viele Akteure im ganzen Land und ganz besonders Schulen, Lehrkräfte und die ‚Ostfriesische Landschaft‘ hier vor Ort haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Bedeutung der niederdeutschen Sprachen in Niedersachsen in vielen Bereichen thematisiert und auch in Teilen – gerade hier in Ostfriesland - wieder vermehrt gesprochen wird.“

Der Besuch ist auch eine Dankesgeste an die „Ostfriesische Landschaft“: Von 2012 bis 2019 führte das Niedersächsische Kultusministerium in Kooperation mit der „Ostfriesischen Landschaft“ das Projekt „Ostfriesland und das Saterland als Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit“ durch. Im Modellprojekt wurde die Methode des immersiven Unterrichts mit den Sprachen Plattdeutsch und Saterfriesisch in unterschiedlichen Fächern (nicht im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht) an sieben Grundschulen in Ostfriesland und zwei Grundschulen im Saterland erprobt. Im Zuge des Modellprojektes erwies sich „Unterricht als Sprachbad“ (Immersionsunterricht) sowohl als geeignete Unterrichtsmethode für den Erwerb der Zielsprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch als auch für die Entwicklung der Vorteile einer frühen mehrsprachigen Erziehung generell.

Die vorgestellten Lehrbücher, Materialien und Landesprojekte für Niederdeutsch in der Schule seit 2017:

  • Das Plattdeutsch-Lehrwerk „Plattsnack“ wurde mit etwa 15.000 Euro aus dem Landeshaushalt finanziert und steht Schulen seit 2019 in einer Auflage von 6000 Stück zur Verfügung.
  • „Snacken, Proten, Kören“ ist ein 2021 veröffentlichtes Lehrwerk für den Niederdeutschunterricht im Sekundarbereich I. Herausgeber ist das Länderzentrum für Niederdeutsch. Autorinnen sind Heike Hiestermann und Katrin Konen-Witzel, zum Zeitpunkt der Entwicklung Beraterinnen der RLSB und Lehrkräfte an niedersächsischen Schulen. Eine ostfriesische Sprachvariante wird zurzeit erarbeitet.
  • Mit 42.000 Euro hat das Kultusministerium die Erarbeitung und Veröffentlichung des saterfriesischen Schulbuches „Seeltersk lopt“ finanziert. Das Werk ist den Schulen der Gemeinde Saterland mit Saterfriesisch-Angebot im Frühsommer 2022 zur Verfügung gestellt worden und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Sprache in der kleinsten Sprachinsel der Welt.
  • Vielfältiges Unterrichtsmaterial für den Primarbereich sowie die Sekundarstufe I ist zudem online auf dem niedersächsischen Bildungsserver zu finden (https://www.nibis.de/materialien-fuer-das-fach-niederdeutsch_15841) und steht den Schulen für Unterrichtsangebote auf Niederdeutsch und Saterfriesisch zur Verfügung.
  • Das Modellprojekt „Niederdeutsch im Sekundarbereich I“ führt seit 2019 die in der Grundschule etablierten Maßnahmen in den Schuljahrgängen 5 bis 10 weiter. Ziel ist die Weiterentwicklung des Niederdeutschunterrichts hin zum ordentlichen Unterrichtsfach. Durch dieses Modellprojekt an 16 Schulen sollen die Regional- und Minderheitensprachen verstärkt in die Schulen des Sekundarbereichs I getragen und die Schulen bei der Einrichtung des Faches Niederdeutsch als Fremdsprachenangebot unterstützt werden. Unterstützt wird das Projekt durch das Fortbildungsangebot des NLQ „Qualifizierung Niederdeutsch für Lehrkräfte in der Sekundarstufe I“.
  • Bereits im Dezember 2017 haben die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Gesellschaft „Länderzentrum für Niederdeutsch“ (LZN) mit Sitz in Bremen gegründet. Im Fokus der Arbeit des LZN stehen der Schutz, der Erhalt und die Weiterentwicklung der niederdeutschen Sprache.

Blick in die Zukunft:

Ein weiterer Schritt wird die Einführung Curricularer Vorgaben Niederdeutsch für den Sekundarbereich I sein. Ein erster Entwurf ist für Frühjahr 2023 vorgesehen.

Auch eine Zusammenarbeit der Modellschulen mit der Universität Oldenburg, die einen Studiengang Niederdeutsch anbieten wird, wird angestrebt. Die Modellschulen sollen hier als Ausbildungs- und Praktikumsschulen zur Verfügung stehen.

An Berufsbildenden Schulen nimmt das Interesse an den niederdeutschen Sprachen zu. Nachdem 2020 mit der BBS Wittmund erstmalig eine berufsbildende Schule als plattdeutsche Schule ausgezeichnet wurde, nehmen inzwischen auch vermehrt berufsbildende Schulen an Fachtagungen teil. Die Erarbeitung und Veröffentlichung der Broschüre des LZN „Platt in de Pleeg“ wurde u. a. durch die BBS Wittmund und die Beratung Niederdeutsch unterstützt. Darüber hinaus arbeitet die zuständige Beratung für Berufsbildende Schulen derzeit aktiv am Aufbau eines Auszubildendennetzwerks Niederdeutsch.


Hintergrund:

Niedersachsen ist ein Mehrsprachenland. Die Regionalsprache Niederdeutsch sowie die Minderheitensprache Saterfriesisch sind Teil seiner Identität. Basierend auf der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen setzte sich der Landtag In einem Beschluss vom 21.9.2017 dafür ein, ein eigenständiges sprachenpolitisches Konzept für Niedersachsen zu formulieren, das die Umsetzung der Chartamaßnahmen befördert und in alle Bereiche des Regierungshandelns hineinwirkt. Die Umsetzung erfolgte in dieser Legislaturperiode.

Die Unterstützung des Niederdeutschen und Saterfriesischen durch das Land Niedersachsen und insbesondere durch das Kultusministerium hat dazu beigetragen, dass mittlerweile die Bedeutung der niederdeutschen Sprachen in Niedersachsen in nahezu allen Bereichen thematisiert wird – und Niederdeutsch in Teilen wieder vermehrt gesprochen wird.

Kultusminister Grant Hendrik Tonne   Bildrechte: MK

Kultusminister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.09.2022

Ansprechpartner/in:
Ulrich Schubert

Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Hans-Böckler-Allee 5
30159 Hannover
Tel: 0511 120 7168

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