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Zur Vorstellung des Ländervergleichs PISA 2003 sagte Kultusminister Bernd Busemann:

Ich möchte Ihnen die ersten Ergebnisse des zweiten Vergleichs der deutschen Bundesländer in der PISA-Studie 2003 vorstellen.

Es ist darauf hinzuweisen, dass es sich zunächst um einen Vorbericht handelt. Die ausführliche Darstellung erfolgt am 03.11.2005. Der Vorbericht gibt Antwort auf folgende Fragestellungen (Abschnitt 2 des Vorberichts):

- Welches Niveau erreichen die Länder der Bundesrepublik Deutschland in den bei PISA 2003 untersuchten Kompetenzbereichen (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften, Problemlösen) im internationalen Vergleich?

- Welche Veränderungen sind bei einem Vergleich der bei PISA 2000 und PISA 2003 erhobenen Kompetenzen für die einzelnen Länder festzustellen?

- Wie stark sind die Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft und dem erreichten Niveau mathematischer Kompetenz in den einzelnen Ländern?

Die Ergebnisse des Vorberichts sind voll belastbar. Es haben 44.580 Schülerinnen und Schüler aus 1.487 Schulen teilgenommen. Die Teilnahmequoten auf Länderebene liegen zwischen 85 und 96 Prozent. Alle 16 Länder konnten gewertet werden. Die wesentlichen Ergebnisse sind in Abschnitt 4 des Vorberichts aufgeführt.

Deutschland hat sich im OECD-Vergleich verbessert. Das ist erfreulich, aber kein Anlass zu Euphorie. Dies gilt auch für das Land Niedersachsen, und zwar generell sowie im Vergleich der 16 Bundesländer. Im Jahr 2000 war Niedersachsen etwa auf Platz 11 der Länder eingestuft.

- Für den jetzt vorliegenden Ländervergleich gilt hinsichtlich der mathematischen Kompetenz: Hier liegt Niedersachsen innerhalb des OECD-Durchschnitts, zurzeit auf Platz 9 im Ländervergleich (Abbildung 1 des Vorberichts).

- Bei der Lesekompetenz liegt Niedersachsen knapp unter dem OECD-Durchschnitt, auf Platz 10 im Ländervergleich (Abbildung 2 des Vorberichts). Es besteht also verstärkter Handlungsbedarf in diesem Bereich. Auch das Zusammenspiel von Elternhaus, Nachbarschaft und Schulen muss besser werden.

- Bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz liegt Niedersachsen nahe am OECD-Durchschnitt, auf Platz 7 im Ländervergleich (Abbildung 3).

- Bei der Problemlösungskompetenz liegt Niedersachsen oberhalb des OECD-Durchschnitts, auf Platz 9 im Ländervergleich, aber nahe den darüber stehenden Ländern (Abbildung 4).

- Die Tabelle auf Seite 11 des Vorberichts zeigt die Mathematikkompetenz unter Einbeziehung der Faktoren Migrationshintergrund und soziale Herkunft. Beachtlich dabei ist u. a. die Spitzenposition Bayerns, eines Landes mit gegliedertem Schulwesen. Niedersachsen liegt auf Platz 9 bzw. bei den bereinigten Werten sogar auf Platz 8.

- Die Abbildungen 5 bis 8 zeigen die Kompetenzzuwächse gegenüber PISA 2000.

In der mathematischen Kompetenz im Bereich "Veränderungen und Beziehungen" hat Deutschland um 22 Punkte zugelegt, Niedersachsen um 23 Punkte und belegt damit Platz 7 im Ländervergleich (Abbildung 5).

Bei der mathematischen Kompetenz im Bereich "Raum und Form" legt Deutschland um 14 Punkte zu, Niedersachsen um 22 und schafft es auf Platz 5 der Länderskala (Abbildung 6).

Im mathematischen Bereich insgesamt zeigt sich eine deutliche Verbesserung der Leistungen niedersächsischer Schülerinnen und Schüler im Schnitt um 16 Punkte. Der Zuwachs des deutschen Durchschnitts liegt bei 13 Punkten.

- Im Bereich Lesekompetenz legt Deutschland um 7 Punkte zu, Niedersachsen ebenfalls um 7 Punkte und erreicht Platz 9 (Abbildung 7).

- Im Bereich der naturwissenschaftlichen Kompetenz verbessert sich Deutschland um 15 Punkte, Niedersachsen um 22 Punkte und schafft es auf Platz 4 im Ländervergleich (Abbildung 8).

- Abbildung 9 des Vorberichts zeigt die mathematische Kompetenz in Relation zur sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler. Hier zeigen die meisten Bundesländer erhebliche Schwächen. Man beachte allerdings die als günstig eingestufte Kombination eines hohen Kompetenzniveaus bei niedriger Kopplung mit sozialer Herkunft, wie sie z. B. Bayern, Sachsen und Thüringen aufweisen.

Die Position der KMK wird in einer gesonderten Presseerklärung dargestellt. Handlungsbedarf besteht nach einheitlicher Auffassung bei

- Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und geringer Kompetenz

- Bei der Koppelung von sozialer Herkunft und Schulleistungen

- Bei der frühkindlichen Bildung

- Bei der Lehrerausbildung: Die Diagnosefähigkeit der Lehrkräfte muss erhöht werden

Einigkeit besteht in der KMK, dass die Einführung der Bildungsstandards genau richtig war. Dies bedingt auch die regelmäßige Durchführung von Vergleichstests in den Ländern.

Für Niedersachsen ist hinzuzufügen, dass der "Schul-TÜV" genau das richtige Unterstützungssystem für die Schulen ist.

Die vorliegenden Ergebnisse belegen, dass die Länder "aus eigener Kraft" in der Lage sind, gute Ergebnisse zu bringen bzw. sich zu verbessern. Ein Bedarf nach bundeseinheitlichen Regelungen wird durch nichts belegt.

PISA sagt grundsätzlich nie etwas aus zu Schulstrukturfragen. Eine Forderung nach integrativen Systemen wie Einheitsschulen, Gesamtschulen oder ähnlichem wird durch nichts gestützt. Auch die Einbeziehung des Faktors "soziale Herkunft" liefert dazu kein Argument, wie z. B. die Ergebnisse des Bundeslandes Bayern zeigen.

Die schlichte Formel "reiche Länder sind erfolgreich – arme Länder nicht" wird durch die Ergebnisse der östlichen Bundesländer deutlich widerlegt.

Zu den Ursachen der Verbesserung des Gesamtergebnisses für Deutschland und auch für Niedersachsen gibt es keine letztgültigen Aussagen. Der Schock der TIMSS-Studie von 1997 und auch von PISA 2000 hat gewirkt. Das Bildungsklima hat sich insgesamt gewandelt. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer – alle strengen sich mehr an.

Für Niedersachsen möchte ich folgendes Fazit ziehen: "Der Patient ist von der Intensivstation herunter. Er befindet sich begleitet von intensiven Maßnahmen jetzt in stationärer Behandlung und arbeitet mit. Die Reha folgt in einigen Jahren.

An alle, die es angeht, richte ich folgenden Appell: Wir dürfen unser Schulwesen nicht schlecht reden. Es wird mit mehr Fleiß, Anstrengung und Verbindlichkeit gearbeitet. Bevor man kritisiert, sollte man lieber auch loben. Nicht zuletzt unsere Lehrerinnen und Lehrer haben Lob und Anerkennung verdient.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
01.03.2010

Ansprechpartner/in:
Stefan Muhle

Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Schiffgraben 12
30159 Hannover
Tel: 0511 / 120 7145
Fax: 0511 / 120 7451

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