Vor den Opfern von Bergen-Belsen verneigen wir uns in Demut
Sieger des Internationalen Architekturwettbewerbs zur Neugestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen im Celler Schloss gewürdigt
"Wir wollen und dürfen niemals vergessen, was geschehen ist. Vor den Opfern von Bergen-Belsen verneigen wir uns in Demut", betonte Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann bei der Preisverleihung des internationalen Architekturwettbewerbs zur Neugestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen im Celler Schloss. Der Minister dankte vor allem den ehemaligen Häftlingen, die sich immer wieder dafür eingesetzt hatten, die Lagergrenzen und die Lagerwege wieder sichtbar zu machen.
Wenn künftige Generationen nicht mehr mit den Erfahrungserinnerungen von Zeitzeugen konfrontiert würden, brauche es mehr als Akten, Filme oder geschriebene Texte. "Unser kulturelles Gedächtnis ist angewiesen auf greifbare Stützen, auf Erinnerungsorte und Denkmäler", stellte Busemann fest.
Das Staatliche Baumanagement Celle hatte den Wettbewerb vor einem Jahr weltweit im Internet ausgeschrieben, um der internationalen Bedeutung Bergen-Belsens gerecht zu werden. Mit dem kombinierten Architekten- und Landschaftsarchitektenwettbewerb sollten Freiraumplanung und Neubau der Gedenkstätte in der niedersächsischen Heide gemeinsam vorangebracht werden.
Heutige Besucher der Gedenkstätte können auf dem ehemaligen Lagergelände nur wenige bauliche Relikte sehen. Lagerzäune, Wachtürme und Baracken wurden bereits 1945 und 1946 abgerissen oder aus Hygienegründen abgebrannt. Als Mahnmahle geblieben sind die riesigen Massengräber und die vor 1950 errichteten Gedenk- und Grabsteine, die von Angehörigen der Opfer aufgestellt wurden. Zudem informiert eine ständige Ausstellung mit Dokumenten von Zeitzeugen über die Geschichte des Lagers.
Die Jury vergab zwei getrennte 1. Preise, je einen für die überzeugendste Landschaftsgestaltung und einen für die beste Architektur. Den 1. Preis für die beste Architektur erhält das Büro KSP (Kraemer, Sieverts und Partner) Engel und Zimmermann aus Braunschweig, das mit den Landschaftsgestaltern WES (Wehberg, Eppinger, Schmidtke) und Partner aus Hamburg zusammengearbeitet hat. Die Architekten schlagen für den Neubau einen schlichten langgestreckten, vom Dokumentenhaus abgerückten Baukörper vor. Der Besucher wird beim Durchschreiten zum ehemaligen Appellplatz des Lagers geführt. Den 1. Preis für das überzeugendste Freiraumkonzept erhält das Büro sinai.exteriors aus Berlin, das mit dem Architekturbüro Sigel und Dubbers aus Berlin zusammengearbeitet hat. Durch Auslichtungen im vorhandenen Bewuchs werden die alten Funktionsbereiche des Lagers Bergen-Belsen wieder sichtbar. Die heutige Friedhofsgestaltung wird überlagert ohne zu verschwinden. Eine Längsschneise im alten Bewuchs macht die Dimension des Lagers begreifbar. Für beide erste Preise beträgt das Preisgeld je 24 750 Euro.
Den 3. Preis hat die Jury den Architekten BKSP, Thomas Obermann, aus Hannover zuerkannt. Beteiligt ist das Büro für Garten- und Landschaftsgestaltung LA Lohaus-Carl aus Hannover. Das Preisgeld beträgt 16 500 Euro. Den 4. Preis bekommt der Architekt Michelangelo Delli Paoli aus Marcianise in Italien gemeinsam mit dem Landschaftsdesigner Marco Palumbo aus Guiliano in Campania, Italien. Das Preisgeld beträgt 13 000 Euro. Den 5. Preis erhält das Büro Martin Behet und Roland Bondzio aus Münster zusammen mit der Landschaftsarchitektin Christine Wolf aus Bochum. Das Preisgeld beträgt 9000 Euro.
Die Erweiterung der Ausstellungsfläche der Gedenkstätte Bergen-Belsen von jetzt 400 auf 1400 Quadratmeter soll es ermöglichen, alle Phasen der Geschichte des Lagers und der verschiedenen Häftlingsgruppen darzustellen. "Wir streben an, bis zum Jahr 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung des Lagers, den Ausbau des Erinnerungsortes Bergen-Belsen abzuschließen", erklärte Kultusminister Busemann. Die Gedenkstätte soll in Kooperation mit deutschen und internationalen Einrichtungen weiter der Dokumentation und der Forschung dienen. Sie soll Bildung und Aufklärung vermitteln. Dazu gehören auch Führungen, Ausstellungen, Seminare, Vortragsveranstaltungen und mehrtägige Jugendworkcamps.