Handreichung und Material zur Handynutzung in Schulen
Handyhandreichung Schulen Niedersachsen - Empfehlungen
(PDF, 0,33 MB)
Handyhandreichung Schulen Niedersachsen - Werkzeugkasten
(PDF, 0,50 MB)
Hamburg und Bekeris: „Wir geben damit einen klaren Rahmen und Unterstützung im Umgang mit Smartphones und Smartwatches an alle Schulen“
Smartphones, Smartwatches und andere digitale Geräte gehören längst zum Alltag von Kindern und Jugendlichen – und damit auch zu ihrem Schulalltag. Sie ermöglichen Kommunikation, Information und Kreativität. Gleichzeitig zeigen Studien zunehmend die Risiken einer unreflektierten Nutzung. Kinder und Jugendliche sind heute immer mehr und immer länger am Handy – oft auch in den Sozialen Medien. Das hat zum Teil gravierende negative Folgen für ihre gesunde Entwicklung. Je jünger die Kinder und je länger die Nutzungszeiten sind, desto größer ist das Risiko, Schäden davonzutragen. Wie Schulen mit dieser Realität umgehen, ist bundesweit ein kontrovers diskutiertes Thema.
Niedersachsen und Hamburg gehen dabei einen klaren, pädagogisch fundierten und differenzierten Weg: Um den Schulen im Land den Rücken zu stärken und ihnen Rechts- und Handlungssicherheit zu geben, haben das Kultusministerium und die Behörde für Schule, Familie und Berufsbildung gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Kinder- und Jugendmedizin und -psychologie, Neurologie, Bildungs- sowie Medienwissenschaft Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Smartphones und Smartwatches in Schulen entwickelt. Passend zum heutigen Tag der Medienkompetenz stellen die Ministerin und die Bildungssenatorin die gemeinsam erarbeiteten Handyhandreichungen vor.
Kultusministerin Julia Willie Hamburg sagt: „Mit den neu erarbeiteten, altersspezifischen Handlungsempfehlungen im Umgang mit Smartphones und Smartwatches geben wir unseren Schulen klare, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen und praxisnahe sowie rechtssichere Vorlagen, Formate und Hintergrundinformationen an die Hand. Jede Schule ist verpflichtet, sich künftig auf der Grundlage unserer Empfehlungen verbindliche Nutzungsregeln im Umgang mit Smartphones zu geben. Viele Schulen haben längst tragfähige und akzeptierte Konzepte, die wir stärken und nicht durch zu starre Vorgaben kaputt machen wollen. Diese Schulen haben diese Regeln mit allen Beteiligten gemeinsam entwickelt – das stärkt die Akzeptanz der Regelungen. Gleichzeitig geben wir den Schulen, die bisher noch unsicher sind oder ihre Regeln überarbeiten wollen, nun eine klare Orientierung und rechtlich abgesicherte Musterschulordnungen.“
Die Handlungsempfehlungen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Bildungssenatorin Ksenija Bekeris erarbeitet. Damit gehen erstmals zwei Bundesländer beim Thema Handynutzung an Schulen einen gemeinsamen Weg. Dies sei ein starkes Signal für bildungspolitische Kooperation über Ländergrenzen hinweg, so Ministerin Hamburg, die ihrer Kollegin und auch den Expertinnen und Experten für die intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit dankte.
Ksenija Bekeris, Hamburger Bildungssenatorin: „Die gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen zeigen eindrucksvoll, was möglich ist, wenn zwei Bundesländer an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Stakeholdern und insbesondere mit Niedersachsen wurden Synergien genutzt und voneinander gelernt. Unser gemeinsames Anliegen ist es, den Schulen klare Leitplanken und Orientierung im Umgang mit privaten digitalen Endgeräten zu bieten – immer steht dabei das Wohl und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt. Die Kooperation mit Niedersachsen zeigt für mich beispielhaft, wie in der föderalen Struktur eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingt. Gemeinsam schaffen wir die Voraussetzung, dass Schulen verantwortungsvolle und praxisnahe Regelungen entwickeln können, die sich an den Bedürfnissen der Schulgemeinschaft orientieren.“
Die neuen Handlungsempfehlungen umfassen
Die Grundlinie ist hierbei klar: In Grundschulen wird die Nutzung von Smartphones und Smartwatches ausdrücklich nicht empfohlen. Hamburg erklärt: „Kein Kind braucht in der Grundschule ein Handy – aber jedes Kind braucht Orientierung und Unterstützung im Umgang mit digitalen Medien. Denn Kinder im Grundschulalter verfügen in der Regel noch nicht über die notwendige Selbstregulationsfähigkeit, um digitale Geräte verantwortungsvoll zu nutzen.“
Für weiterführende Schulen werden differenzierte Modelle orientiert am Alter der Kinder und Jugendlichen empfohlen – etwa Zeiten und Zonen, in denen Handys mit aufsteigendem Alter zunehmend genutzt werden dürfen. Denn, so Kultusministerin Hamburg: „Digitale Teilhabe beginnt mit Vertrauen und Bildung. Schulen müssen Orte sein, an denen junge Menschen lernen, mit digitalen Medien reflektiert und sicher umzugehen – nicht Orte, die den Zugang pauschal verwehren. Die Handreichung bietet Schulen außerdem einen „Werkzeugkasten“ mit praxiserprobten Materialien, Vorlagen und Links zur konkreten Medienbildung im Unterricht oder in Projekteinheiten. Hier haben auch die Eltern und Erziehungsberechtigten eine wichtige Rolle, Kinder bei der Handynutzung zu unterstützen, in der Schule, aber auch zuhause. Dies betrifft sowohl Nutzungszeiten, den Erwerb von Medienkompetenz als auch Aspekte des Kinder- und Jugendschutzes.“
Auch die Expertinnen und Experten aus Pädagogik, Psychologie, Medizin und Medienpädagogik, die Ministerin Hamburg im Juni zu einem Fachgespräch eingeladen hatte und die an der Erarbeitung der Handreichung intensiv mitgewirkt hatten, hatten einen handyfreien Schulalltag an Grundschulen klar befürwortet. Zugleich empfehlen die Expertinnen und Experten für die weiterführenden Schulen einen bewusstseinsbildenden und altersdifferenzierten Umgang mit Smartphones. Neben Hirnforscher Prof. Dr. Martin Korte und Bildungsforscherin Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist nahm u. a. auch die Göttinger Kinder- und Jugendärztin Dr. Tanja Brunnert, Bundespressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen BVKJ e.V., an dem Fachgespräch teil.
Brunnert erläutert: „Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen weist seit Jahren auf die Gefahren des zunehmenden und mittlerweile exorbitant hohen Medienkonsums der Kinder und Jugendlichen hin. Wir sehen in unseren Praxen mittlerweile überdurchschnittlich viele Kinder mit Entwicklungsstörungen von Sprache, aber auch Grob- und Feinmotorik. Konzentration und Schlafverhalten leiden. Die Zusammenhänge zum Medienkonsum sind wissenschaftlich nachgewiesen. Die Handreichung zur Handynutzung an Schulen stellt daher einen wichtigen Baustein der Regulierung der ausufernden Mediennutzung dar. Wir begrüßen als Kinder- und Jugendärzt*innen ausdrücklich die Aufforderung, die Grundschulen handyfrei zu gestalten. Vor der Benutzung eines digitalen Endgerätes muss das Kind analog Kompetenzen wie Sprechen, Sprache und Motorik erlangen. Schule muss ein geschützter Raum sein, in dem sich Kinder und Jugendliche sicher bewegen können. Klare Regeln der Schule zur Handynutzung schaffen Verbindlichkeit. Dies schafft zusätzlichen Schutz für Kinder und Jugendliche vor missbräuchlicher Nutzung."
Neben Elternvertretungen, Bildungsverbänden und Lehrergewerkschaften sowie den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung (RLSB) war außerdem der Landesschülerrat Niedersachsen in die Entwicklung der Handreichung eingebunden. Marie Sievers, stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates, sagt: „Eine zeitgemäße Regelung zum Umgang mit digitalen Geräten kann nur gelingen, wenn sie gemeinsam entwickelt wird – mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern an einem Tisch. Besonders die Schülervertretungen leisten dabei einen wichtigen Beitrag, weil sie die Perspektive der Schülerschaft einbringen.“ Nur Regelungen, die von der gesamten Schulgemeinschaft getragen werden, würden auch langfristig Wirkung entfalten, betont Sievers. Und weiter: „Statt auf pauschale Verbote zu setzen, braucht es Mitbestimmung und den Ausbau von Medienkompetenz. Die neue Handreichung weist hier den richtigen Weg: Sie bietet Orientierung, ohne den Schulen ihre Gestaltungsfreiheit zu nehmen – und ist damit ein wichtiger Schritt für einen reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien im Schulalltag.“
Miriam Kaschel, Vorsitzende des Landeselternrates Niedersachsen, begrüßt die Handreichung mit den rechtlichen Grundlagen, Umsetzungsvorschlägen und altersgerechten Empfehlungen. „Hoffentlich machen sich nun alle Schulen auf den Weg, klare und transparente Regelungen unter Mitwirkung der gesamten Schulgemeinschaft zu entwickeln. Um immer auf dem passenden Weg zu bleiben, bedarf es einer jährlichen Reflexion in den entsprechenden Gremien. Nur so ist gewährleistet, dass alle von den Regelungen Kenntnis haben, sie verstehen und diese noch zur Schulgemeinschaft passen. Wichtig ist aus meiner Sicht auch, dass wir die analoge Welt für die Kinder und Jugendlichen wieder attraktiver machen. Die Schülerinnen und Schüler verbringen einen Großteil ihrer Zeit in Schule, dann sollten wir dort Räume für Bewegung, Erholung und Gespräche schaffen“, so Kaschel.
Die Handreichungen und der Werkzeugkasten wurden den Schulen bereits übermittelt.
Handreichung und Material zur Handynutzung in Schulen
Handyhandreichung Schulen Niedersachsen - Empfehlungen
(PDF, 0,33 MB)
Handyhandreichung Schulen Niedersachsen - Werkzeugkasten
(PDF, 0,50 MB)
Artikel-Informationen
erstellt am:
12.11.2025
zuletzt aktualisiert am:
13.11.2025