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Minister Tonne im Kultusausschuss: „Dramatik, Dimension und der Fluchtbewegungen erfordert maximale Flexibilität für Schul- und Kitaträger“


Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen im niedersächsischen Bildungssystem angekündigt. „Wir haben funktionierende und etablierte Strukturen, um Kinder und Jugendliche aufzunehmen und sie zu fördern. Diese laufen auch derzeit. Sie gelten aber für Normalzeiten. Jetzt haben wir einen Krieg in Europa. Die aktuelle Dramatik, Dimension und Dynamik der Fluchtbewegungen aus der Ukraine werden das System, so wie es ist, sehr schnell an Grenzen bringen. Daher müssen wir in dieser Phase akuter Not den Kita- und Schulträgern vor Ort maximale Flexibilität ermöglichen, um Angebote rund um Kita und Schule machen zu können“, sagte Tonne bei der heutigen Unterrichtung des Kultusausschusses im Niedersächsischen Landtag.

Der Anlass der Unterrichtung könne trauriger und bedrückender nicht sein, so der Minister. Mehr als zwei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer – darunter viele Kinder und Jugendliche – seien bereits vor den russischen Kampfhandlungen geflohen. Tonne: „Und wie viele durch Putins Angriffskrieg noch zur Flucht gezwungen werden, weiß niemand.“

Ziel der Landesregierung sei, Kindern und Jugendlichen, die aus dem Kriegsgebiet nach Niedersachsen kommen, zeitnah passende Bildungs- und Betreuungsangebote zu machen. „Dafür werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Es gilt der Grundsatz: Die Zugänge zu unserem Bildungssystem sind offen! Für geflüchtete Kinder bestehen die altersbezogenen Rechtsansprüche auf Kindertagesbetreuung und auf Schulbesuch“, führte Tonne aus. Allen Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 - 18 Jahren, die in den Standorten der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen untergebracht sind, wird Unterricht über umliegende öffentliche allgemein bildende Schulen und umliegende Berufseinstiegsschulen angeboten.

Gleichwohl gäbe es für die derzeitige Lage keine Blaupause. Daher sei im Kultusbereich eine Krisenstruktur etabliert worden. Der Austausch mit den Kommunen als Schul- und Kitaträgern sei auf Krisenmodus umgestellt worden. Tonne erläuterte: „Derzeit wird über die Krisenstruktur ein notwendiges neues Meldewesen etabliert, damit die Erkenntnislage über neu hinzukommende Schülerinnen und Schüler eindeutig ist. Durch den dezentralen Zuzug liegen bisher zu wenige Informationen vor. Die Schulen sollen zukünftig in regelmäßigem Abstand die Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine melden. Kommende Woche werden erste Meldedaten vorliegen.“

Alle Beteiligten müssten sich darauf einstellen, dass die Dimension der Herausforderung neue Wege erfordere. „Wir werden gewohnte Wege verlassen müssen, um tatsächlich allen Kindern und Jugendlichen ein Angebot machen zu können. Wir werden schnell, flexibel und pragmatisch agieren müssen“, sagte der Kultusminister. Und weiter: „Dazu gehört, dass wir über neue Betreuungs- und Unterstützungsangebote nachdenken müssen, die auch die zugereisten Erwachsenen einbinden. Es werden insbesondere viele Frauen mit einer pädagogischen Grundbildung unter den geflüchteten Ukrainerinnen sein, deren Kompetenz wir dringend nutzen müssen. Lehrerinnen, Erzieherinnen, Musik- oder Theaterpädagoginnen, Wissenschaftlerinnen, Studierende. Ihre Kompetenzen werden wir in die weiteren Planungen einbeziehen müssen und entsprechende Einstellungsangebote generieren. Als pädagogische Mitarbeiterinnen, als Kultusvermittlerinnen, bestenfalls als Lehrinnen bzw. Quereinsteigerinnen. All das wird geprüft und soll ermöglicht werden. Es gibt keine Denkverbote in dieser Situation.“

Wichtigster Aspekt im Kita-Bereich sei das Identifizieren der Möglichkeiten der Platzschaffung in den Gruppen. Auch hier gäbe es keine Denkverbote und viele Alternativen seien im Prüfverfahren. Die Einbindung der ukrainischen Kompetenzen lägen auf dem Tisch. „Auch hier gilt das Motto: Maximale Flexibilität und maximale Ermöglichung!“


Kultusminister Grant Hendrik Tonne   Bildrechte: MK

Kultusminister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.03.2022

Ansprechpartner/in:
Sebastian Schumacher

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