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„Mehr Nutzen, weniger Belastung“ – Kultusministerin Heiligenstadt nennt Vorschläge für Weiterentwicklung von Schulinspektion und Vergleichsarbeiten

Mit deutlichen Veränderungen bei der Schulinspektion und den Vergleichsarbeiten („VERA“) will Niedersachsens Kultusministerin Heiligenstadt auf die Ergebnisse der Online-Befragung unter niedersächsischen Lehrkräften reagieren. Anstatt des heutigen Schulinspektionsverfahrens könne es ab 2017 ein „Schul-Feedback“ geben. Das Evaluationsverfahren verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen die Schulen stärker entlastet werden, zum anderen sollen die schulischen Realitäten stärker berücksichtigt werden, so die Ministerin am (heutigen) Freitag nach einer Sitzung des Forums Eigenverantwortliche Schule.

Bei den Vergleichsarbeiten sollen Entlastungen durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden:

• Der Korrekturaufwand für Lehrkräfte soll reduziert werden.

• Mehr Flexibilität bei der terminlichen und inhaltlichen Ausgestaltung.

• Einführung einer computerbasierten Testung.

„Damit können wir für die Schulen den Nutzen erhöhen und die Belastungen senken“, so die Kultusministerin.

Die konkrete Weiterentwicklung der externen Evaluationsinstrumente Schulinspektion und Vergleichsarbeiten wurde unter Mitwirkung einer Arbeitsgruppe des Forums Eigenverantwortliche Schule entwickelt. Das Niedersächsische Kultusministerium sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Lehrer- und Schulleitungsverbänden und Bildungsgewerkschaften hatten im Anschluss an den ersten Ergebnisbericht zur Online-Befragung eine intensive Neuausrichtung beraten und Vorschläge unterbreitet. Heiligenstadt: „Es freut mich, dass das Kultusministerium zusammen mit den Verbänden sehr zügig gearbeitet und für den Bereich der externen Evaluation sehr konkrete Vorschläge entwickelt hat. Dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten. Wir haben damit das bewährte dialogorientierte Verfahren fortgesetzt und die Lehrerverbände und -gewerkschaften in die Überlegungen zur Weiterentwicklung eingebunden. So gewährleisten wir die Berücksichtigung der Interessen der Lehrkräfte und die Anbindung zur schulischen Realität und zur Praxis. Ich habe große Sympathien für die angeregten Änderungen.“

Schulinspektion:

Bei der Weiterentwicklung der Schulinspektion war die Zielsetzung handlungsleitend, zukünftig weit stärker an das individuelle Handeln jeder einzelnen Schule anzuknüpfen und die Unterrichtsebene in den Fokus zu rücken. Das neue Evaluationsverfahren soll die Schulen deutlich stärker als bisher dabei unterstützen, ihren Unterricht und damit den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.

„Das ,Schul-Feedback‘ genannte Verfahren wird an den Leitbildern von Transparenz und offener Kommunikation ausgerichtet. Das Selbstverständnis ‚Schul-Feedback‘ ist das eines Dienstleisters“, sagt Heiligenstadt. „Die Schulen bekommen eine insbesondere für die Unterrichtsentwicklung und -gestaltung verwertbare Rückmeldung. Und – das ist ganz neu - die Schulen geben ihrerseits den Behörden eine Rückmeldung darüber, ob der Feedback-Prozess aus ihrer Sicht erfolgreich verlaufen ist und ob die Beratung und Unterstützung durch die Behörden gut oder auch weniger gut funktioniert hat. Wir vollziehen damit einen Kulturwandel hin zu einer umfassenden Feedback-Kultur“.

Den Schulen wird in dem Feedback-Prozess deutlich mehr Zeit und deutlich mehr Beratung gegeben werden. Der Gesamtprozess ist auf zirka 1,5 Jahre angelegt, durch diese Entschleunigung wird weniger Zeitdruck in die Schulen getragen werden. Im Mittelpunkt sollen die individuellen pädagogischen und unterrichtlichen Bedürfnisse der zu evaluierenden Schulen stehen. So können die Beobachtungsschwerpunkte im Schul-Feedback von der Schule selbst ausgewählt werden. Dabei soll zukünftig das jeweilige Schulprogramm mit den darin erhaltenden unterrichtlichen Entwicklungszielen der Ausgangspunkt der Evaluation sein. „So erweitern wir die Angebotspalette für die Schulen deutlich und kommen vom Überprüfen zum Unterstützen“, sagt Heiligenstadt.

Da das individuelle Schulprogramm Ausgangspunkt der Evaluation wird, entfällt das Abarbeiten von schematischen Vorgaben.

Das neue Verfahren sieht außerdem vor, dass die Schulen und insbesondere die Lehrkräfte eine konkrete Rückmeldung darüber bekommen, wie der Evaluationsschwerpunkt im Unterricht umgesetzt ist. Danach - wenn die Schule Zeit hatte, intern die Ergebnisse zu analysieren und zu besprechen - findet das Abschluss-Feedback statt. Dazu gehören ausdrücklich eine Rückmeldung der Schulen an das Evaluations-Team und ein Abschlussbericht.

Die Pilotierungsphase für das „Schul-Feedback“ könnte schon zum Frühjahr 2017 starten.

Die Schulen, die bereits für eine Durchführung der Schulinspektion nach derzeitigem Konzept angemeldet sind, können diese noch durchführen lassen oder auch den Antrag zurücksetzen und das neue „Schul-Feedback“ nutzen.

Vergleichsarbeiten („VERA“):

Der Termin der Testung soll zukünftig innerhalb eines möglichst weit gesteckten Testzeitfensters von den Schulen selbst festgelegt werden können. Diese Flexibilisierung kann im Schulalltag zu einer besseren Einpassung von VERA in die schulischen Abläufe und damit zur Vermeidung von abträglichen Arbeitsverdichtungen führen.

Außerdem werden die Lehrkräfte konkret entlastet, indem der Korrekturaufwand reduziert werden könnte. Heiligenstadt: „Das bedeutet, die Fachkonferenz prüft, ob in dem Fach, in dem die Vergleichsarbeit geschrieben wird, die Anzahl der schriftlichen Lernkontrollen um eine Lernkontrolle reduziert werden kann. Natürlich darf die Mindestanzahl der schriftlichen Lernkontrollen der entsprechenden Schulform nicht unterschritten werden.“

In Fächern, in denen zwei Kompetenzbereiche getestet werden, können sich Schulen zukünftig auf einen Kompetenzbereich konzentrieren. Im Fach Englisch kann sich eine Schule beispielsweise dafür entscheiden, entweder das Hörverstehen oder das Leseverstehen der Achtklässlerinnen und Achtklässler im Rahmen der Vergleichsarbeiten zu testen.

Durch eine Umstellung auf eine computerbasierte Testung bei VERA soll eine weitere erhebliche Entlastungswirkung erzielt werden. Dadurch, dass keine Vorbereitung hinsichtlich der Testhefterstellung notwendig ist und die Auswertung der Testergebnisse durch den Computer unmittelbar erfolgt, reduziert sich für die Lehrkräfte der Aufwand deutlich. „Die Umstellung für VERA 8 auf eine Online-Testung werden wir bereits im kommenden Jahr durch eine Pilotstudie mit 60 ausgewählten Schulen vorbereiten“, erläutert Heiligenstadt. „Wir gehen davon aus, dass wir ab 2018 eine flächendeckende computergestützte Durchführung der Vergleichsarbeiten in den 8. Jahrgangsstufen für die sprachlichen Fächer – also Deutsch und Englisch – anbieten können.“ Parallel solle geprüft werden, ob eine Umstellung auf eine computergestützte Testung auch für die 3. Klassen möglich ist.

„Wir haben damit für die Schulinspektion und die Vergleichsarbeiten richtig gute Vorschläge auf dem Tisch liegen“, fasst Heiligenstadt zusammen. „Ich freue mich nun auf die weitere bildungspolitische Diskussion hierzu. Mit ist allerdings sehr daran gelegen, die konkreten Verbesserungen für Schulen und Lehrkräfte schnell umzusetzen.“

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Artikel-Informationen

erstellt am:
25.11.2016

Ansprechpartner/in:
Sebastian Schumacher

Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Hans-Böckler-Allee 5
30173 Hannover
Tel: 05 11/1 20-71 48
Fax: 05 11/1 20-74 51

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