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Fachtagung „Gegen Neo-Salafismus und Muslimfeindlichkeit – Wie kann Schule präventiv wirken?“ in Hannover eröffnet. Kultusminister Tonne: „Die Schule der Vielfalt ist unsere Antwort auf radikale Ideologien“

„Schule ist ein ganz wichtiger Ort, um der Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen vorzubeugen. An unseren Schulen lernen und leben Kinder ganz unterschiedlicher Herkunft gemeinsam miteinander. Eine Schule, die Vielfalt als Chance und Bereicherung begreift, die Diskriminierung entschieden entgegentritt und Teilhabe für alle ermöglicht, ist am besten dazu geeignet, Radikalisierungen jedweder Richtung das Wasser abzugraben. Die diskriminierungsfreie Schule der Vielfalt ist daher unsere Antwort auf radikale Ideologien“, betonte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne zum Auftakt der heute in Hannover stattfindenden Fachtagung „Gegen Neo-Salafismus und Muslimfeindlichkeit – Wie kann Schule präventiv wirken?“ des Kultusministeriums und des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ).

Auf der Tagung tauschen sich rund 150 Lehrkräfte, Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 darüber aus, wie Schulen mit Neo-Salafismus und Muslimfeindlichkeit umgehen und vor allem einer möglichen Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen wirksam vorbeugen können. Denn, so Tonne: „Prävention ist besser als heilen!“ Und Prävention bezieht alle mit ein: Lehrkräfte und alle an Schule Tätigen, die Schülerinnen und Schüler, die Eltern. Expertinnen und Experten verschiedener Organisationen geben in Vorträgen und Workshops Praxistipps und Hinweise, wie sich die Schulen auf den Weg zu einer erfolgreichen präventiven Arbeit machen können.

Zum Phänomen der neo-salafistischen Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen liegen noch relativ wenige gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Dass es keine Standarderklärung, wohl aber biographische Muster gibt, die Radikalisierungen häufig vorangehen, und was dies für die Arbeit in Schule bedeutet, machte Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück deutlich. „Die Schule ist im Kontext der Radikalisierungsprävention der mit Abstand wichtigste Präventionsort. Vor allem im Bereich der primären Prävention, die sich an alle Gruppen in Schule richtet, und der sekundären Prävention, die sich an einen bestimmten Kreis besonders gefährdeter Kinder und Jugendlicher richtet, kann Schule Schutzfaktoren bereitstellen und gefährdete junge Menschen mit einer fokussierten Aufmerksamkeit begleiten“, so Dr. Kiefer.

Wie kann Schule auf menschen- und demokratiefeindliche Einstellungen und Verhaltensweisen reagieren und zu einer Schule der Vielfalt werden? Diese Frage beantwortete Sanem Kleff, die Leiterin der Bundeskoordination von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: „Kinder und Jugendliche, denen ein stabiles Selbstwertgefühl fehlt, sind besonders empfänglich für Ideologien der Ungleichwertigkeit, wie den Islamismus. Eine Schule, die konsequent Erniedrigung und Diskriminierung entgegentritt und durch positive Erfahrungen Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz der Kinder und Jugendlichen stärkt, minimiert ihre Gewaltaffinität und wirkt als Schutzschild gegen Menschenverachtung“, analysierte Kleff.

Um die schulische Präventionsarbeit zu unterstützen, hat das Kultusministerium eine Broschüre mit dem Titel „Neo-Salafismus, Islamismus und Islamfeindlichkeit in der Schule – Wie kann Schule präventiv handeln?“ veröffentlicht. Die Publikation liefert Informationen zu den Themen Neo-Salafismus und Muslimfeindlichkeit und erläutert, auch anhand von Fallbeispielen, wie eine Radikalisierung von Schülerinnen und Schülern ablaufen kann und welche Anzeichen es gibt, um eine solche zu erkennen. Sie gibt den Lehrkräften praktische Tipps an die Hand und zeigt pädagogische Handlungsmöglichkeiten auf. Zudem enthält sie die Kontaktdaten von Einrichtungen, an die sich Schulen wenden können, wenn sie Hilfe benötigen.

Die Publikation ist unter Mitwirkung des Landespräventionsrates Niedersachsen, der Niedersächsischen Landesschulbehörde, der Beratungsstelle beRATen e.V. und des Vereins Ufuq.de entstanden. Ufuq.de hat sich auf die pädagogische Prävention in den Bereichen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus spezialisiert. Dr. Götz Nordbruch von Ufuq.de berichtete in seinen Ausführungen zum Auftakt der Tagung von den Erfahrungen in der Präventionsarbeit: „Der Salafismus ist für viele Lehrerinnen und Lehrer neu, daher sind sie oft verunsichert. Uns ist wichtig zu zeigen, dass es nicht darum geht, das Rad neu zu erfinden. Denn bei den Themen, die von Salafisten angesprochen werden, geht es oft um ganz alltägliche Fragen, die für viele Jugendlichen von Bedeutung sind, für die es in der Regel aber wenig Raum gibt, um sie zu besprechen. Die Präventionsarbeit zielt daher vor allem darauf ab, diese Themen aufzugreifen und die Jugendlichen dazu anzuregen, für sich eigene Antworten zu finden. Lehrkräfte können einen solchen Raum schaffen und deutlich machen, dass sie diese Interessen und Sorgen anerkennen und ernst nehmen“; hob Nordbruch hervor.

Die Broschüre „Neo-Salafismus, Islamismus und Islamfeindlichkeit in der Schule – Wie kann Schule präventiv handeln?“ wird allen weiterführenden Schulen in Niedersachsen zur Verfügung gestellt. Sie kann zudem online bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.



  Bildrechte: Nds. Staatskanzlei

Minister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.12.2017

Ansprechpartner/in:
Tanja Meister

Nds. Kultusministerium
Stellvertretende Pressesprecherin
Schiffgraben 12
30159 Hannover
Tel: 0511 120 7145

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