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Stiftung niedersächsische Gedenkstätten veröffentlicht Publikation „Vier Kieselsteine. Die Geschichte der Familie Blumenthal“ und didaktisches Begleitmaterial

Kultusministerin Heiligenstadt: „Die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus zu bewahren, ist unser aller Aufgabe“



Mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung hat die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten die Publikation „Vier Kieselsteine. Die Geschichte der Familie Blumenthal“ erarbeitet, die heute unter Beisein der Zeitzeugin Marion Blumenthal Lazan der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Sie beruht auf dem autobiografischen Bericht von Marion Blumenthal Lazan, der 1996 in den USA unter dem Titel „Four Perfect Pebbles“ erschienen ist (dt. Übersetzung: „Vier kleine Kiesel“, 1996). Gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern aus der Schule und der Gedenkstättenpädagogik hat die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten Lernmaterialien für Lehrkräfte entwickelt, die das Schicksal der Familie Blumenthal im Unterricht behandeln möchten – darunter eine didaktische Handreichung sowie ein Zeitkarten- und Dokumentenpaket.

Die Publikation erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Blumenthal aus dem niedersächsischen Hoya. Sie setzt ein mit der beginnenden Verfolgung der Familie durch die Nationalsozialisten. Es folgen gescheiterte Auswanderungsversuche in die USA und nach Palästina, die Verhaftung und Internierung im Konzentrationslager Bergen-Belsen und schließlich die Befreiung und Auswanderung in die USA.

Für Frau Blumenthal Lazan sind die Auftritte in Schulen zur Lebensaufgabe geworden, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche die Geschichte einer Überlebenden des Holocaust aus erster Hand hören. „Wichtig sind mir vor allem die Lehren, die wir daraus für die heutige Gesellschaft ziehen können: Wir müssen tolerant gegenüber anderen sein und dürfen niemanden aufgrund seiner Religion, Hautfarbe oder nationalen Herkunft beurteilen. Die Schülerinnen und Schüler müssen positives Denken, Kreativität, Selbstehrlichkeit und innere Stärke entwickeln, damit sie nicht blind irgendwelchen Vorbildern folgen“, schilderte Marion Blumenthal Lazan ihr Anliegen.

Kultusministerin Heiligenstadt machte anlässlich der Buchvorstellung deutlich, wie wichtig der direkte Austausch mit Zeitzeugen für Schülerinnen und Schüler und ihre Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist. Das Gespräch mit Zeitzeugen sei ein wichtiges Element im Eintreten gegen das Vergessen, sagte die Ministerin. „Die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus zu bewahren, ist unser aller Aufgabe. In Zeiten eines zunehmenden Erstarkens der rechten Ränder müssen wir alle wachsam sein. Und wir müssen unsere Kinder zu wachsamen Mitgliedern dieser Gesellschaft erziehen“, betonte Heiligenstadt. Die Erarbeitung des Lesehefts „Vier Kieselsteine. Die Geschichte der Familie Blumenthal“ sowie der Begleitmaterialien ist im Rahmen des Projekts „Menschen achten – Rechte verstehen“ (MaRve) erfolgt. Das Niedersächsische Kultusministerium hat das Projekt MaRve mit rund 126.000 Euro aus dem Programm „Inklusion durch Enkulturation“ des Europäischen Sozialfonds sowie mit Eigenmitteln in Höhe von rund 35.000 Euro gefördert.

Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, verwies bei der Präsentation darauf, dass die Stiftung mit der Publikation neue Zielgruppen erschließt: „Besuche von KZ-Gedenkstätten überfordern zu junge Schülerinnen und Schüler emotional und kognitiv. Deshalb bieten wir in den Gedenkstätten Bildungsprogramme erst ab Klasse 9 an. Es ist jedoch wichtig, dass sich auch jüngere Schülerinnen und Schüler mit den NS-Verbrechen auseinandersetzen. Für die Klassen 4 bis 6 haben wir nun auf der Grundlage unserer didaktischen Erfahrungen mit biographischen Ansätzen mit den ‚Vier Kieselsteinen‘ Material erarbeitet, das dies kindgerecht ermöglicht und auf spätere Gedenkstättenbesuche vorbereitet.“

Auf Einladung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten besucht Frau Blumenthal Lazan gerade Niedersachsen. Nach der Vorstellung der Publikation am (heutigen) Montag in Hannover reist Frau Blumenthal Lazan weiter nach Hoya, der Stadt, in der sie ihre ersten Lebensjahre verbracht hat und deren Ehrenbürgerin sie ist. Am Dienstag, dem 17.01.2017, wird sie vor Schülerinnen und Schülern der Oberschule in Hoya aus dem Buch lesen. Am 18.01.2017 folgt ein Zeitzeugengespräch an der Oberschule Flotwedel in Eicklingen.

Die Niedersächsische Landesregierung unterstützt die Gedenkstättenarbeit u.a. über eine finanzielle Förderung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Basierend auf einem Beschluss des Niedersächsischen Landtags wurden die Mittel für die Förderung von Gedenkstättenfahrten und die pädagogische Arbeit der Gedenkstätten beginnend mit dem Haushaltsjahr 2017 verdreifacht. Der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten stehen damit nun jährlich 150.000 Euro aus dem Landeshaushalt für die Betreuung von Schülerinnen und Schülern in den niedersächsischen Gedenkstätten zur Verfügung.

Vier Kieselsteine – Die Geschichte der Familie Blumenthal. Hrsg. von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Schülerheft (ISBN 978-3-9813604-7-9), Unterrichtsmaterialien: Lehrerheft mit didaktischen Handreichungen, Schülerheft und zwei Sätzen Karten in Klappbox (ISBN 978-3-9813604-8-6).

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Artikel-Informationen

erstellt am:
16.01.2017
zuletzt aktualisiert am:
19.01.2017

Ansprechpartner/in:
Sebastian Schumacher

Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Hans-Böckler-Allee 5
30173 Hannover
Tel: 05 11/1 20-71 48
Fax: 05 11/1 20-74 51

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