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LT-Rede der Niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zu TOP 36

Neuregelung und Konzeptualisierung der Schulsozialarbeit in Niedersachsen (FDP-Antrag Drs. 17/4354)


Schule als Lernort- und Lebensort gestalten – Schulsozialarbeit ausweiten und verstetigen (CDU-Antrag Drs. 17/4773)


Es gilt das gesprochene Wort!


Anrede,

soziale Arbeit in Schulen wird endlich integraler Bestandteil der Bildungspolitik in Niedersachsen! Diese Landesregierung schafft die Voraussetzungen dafür, dass multiprofessionelle Teams in den Schulen eingerichtet werden können, um die vielfältigen sozialen Herausforderungen im schulischen Alltag zu bewältigen. Dazu braucht es neben der pädagogischen Kompetenz unserer Lehrkräfte auch den sozialpädagogischen Zugang durch qualifiziertes Fachpersonal. Dieses Fachpersonal werden wir jetzt in großer Zahl in den Landesdienst einstellen und so für die notwendige Kontinuität sorgen.

Dieser Schritt ist für unsere Schulen wichtig. Leider haben frühere Landesregierungen diese Aufgabe immer den Kommunen zugeschoben. Dankenswerterweise haben sich viele Kommunen mit eigenem Personal in den Schulen engagiert und werden dieses auch weiterhin tun. Aber wir beenden endlich den unsäglichen Kreislauf des wechselseitigen Verweises auf die Zuständigkeit des jeweils anderen. Es wäre schön gewesen, wenn die Antragsteller der Entschließungen diesen Mut und diese Verantwortung schon früher aufgebracht, bewiesen und die Initiative ergriffen hätten. Sie haben Wildwuchs befördert und Schulsozialarbeit brachliegen lassen. Wir bestellen dieses Feld neu und werden es pflegen, damit die Schulen die Ernte einfahren können! Für die Unterstützung, die wir für unser Vorhaben durch den Änderungsantrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen erfahren, bin ich sehr dankbar. Er zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, um schulische Sozialarbeit als integralen Bestandteil der niedersächsischen Bildungspolitik zu etablieren.

Anrede,

soziale Arbeit braucht Prioritäten!

Wir haben ein breites Feld an unterschiedlichen Trägern und Formen der schulischen Sozialarbeit in Niedersachsen. Die Landesregierung schafft jetzt erstmals für die meisten Schulformen ein flächendeckendes Netz von sozialpädagogischen Fachkräften. Dabei ist es notwendig Prioritäten zu setzen: Neben den 150 Grundschulen mit besonders hohen Flüchtlingszahlen werden wir in den kommenden Wochen für weitere 500 Schulen Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte ausschreiben und bis Anfang 2017 besetzen. Für die Schulen im sog. Hauptschulprofilierungsprogramm schaffen wir damit eine gute Anschlussperspektive und bieten diese auch den bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zusammen mit den bisher schon bestehenden Stellen an den Ganztagsschulen und an den berufsbildenden Schulen werden sodann in rd. 1.000 Schulen sozialpädagogische Fachkräfte im Landesdienst tätig sein!

Anrede,

Niedersachsen ist Ganztagsschulland!

Deshalb werden wir vorrangig Ganztagsschulen mit sozialpädagogischen Fachkräften ausstatten. Wir wollen damit das Ganztagsschulprofil stärken und sozialpädagogische Kompetenz einbinden. Gerade der Ganztag bietet viele Möglichkeiten, den Unterricht mit sozialpädagogischen Maßnahmen zu begleiten und mit außerschulischen Partnern zu kooperieren. Mit unserer Verteilung der Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte setzen wir für die Schulen Anreize, sich zu einer besonders intensiven und damit auch attraktiven Form des Ganztagsangebots zu entwickeln. Wir werden auch die Mittel aus dem Ganztagsbudget unter bestimmten Bedingungen für die Finanzierung von sozialpädagogischen Fachkräften öffnen, wenn die betroffenen Schulen das wollen.

Anrede,

soziale Arbeit in den Schulen braucht Kontinuität!

Pädagogische Prozesse brauchen Vertrauen. Und dafür brauchen die sozialpädagogischen Fachkräfte einen kontinuierlichen Rahmen und Zeit. Außerdem wollen wir unseren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein guter Arbeitgeber sein und ihnen eine langfristige Beschäftigungsperspektive anbieten. Deshalb setze ich mich intensiv innerhalb der Landesregierung dafür ein, dass unsere neuen Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte unbefristet zur Verfügung stehen sollen.

Anrede,

soziale Arbeit braucht Konzepte!

Sozialpädagogische Fachkräfte an unseren Schulen sind nicht einfach nur die Feuerwehr, die bei Problemen ausrückt und mit ihren Methoden löscht.

Unsere soziale Arbeit in den Schulen soll langfristig angelegt und präventiv ausgerichtet sein. Deshalb erarbeiten wir ein Konzept, das den eigenen Stellenwert der sozialpädagogischen Kompetenz herausstellt und sozialpädagogische Fachkräfte als gleichberechtigte Partnerinnen und Partner in unseren Schulen verankert. Dabei werden wir auf die vielfältigen fachlichen Erfahrungen in unseren Schulen, in den Kommunen und in der Berufsgruppe der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter zurückgreifen. Auch die kritische Begleitung durch die Wissenschaft werden wir sicherstellen. Ziel ist ein gemeinsames Verständnis der sozialen Arbeit in schulischer Verantwortung in Niedersachsen.

Anrede,

soziale Arbeit braucht Vernetzung!

Soziale Arbeit in den Schulen ist, um wirksam sein zu können, auf vielfältige Kooperationen mit anderen Partnerinnen und Partnern innerhalb und außerhalb der Schule angewiesen. Deshalb wird die Vernetzungsarbeit eine der wichtigsten Aufgaben unserer sozialpädagogischen Fachkräfte sein. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Zusammenarbeit mit den öffentlichen und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. Wir wollen beide Bereiche – Schule und Jugendhilfe – enger verzahnen. Sie sind aufeinander angewiesen, denn es sind die gleichen jungen Menschen, die uns gemeinsam anvertraut sind. Wir wollen deshalb, dass die Träger der Kinder- und Jugendhilfe weiterhin ergänzend an unseren Schulen tätig sind. Ich bin deshalb sehr froh, dass mein Haus gemeinsam mit dem Sozialministerium, dem Landesjugendhilfeausschuss und den Kommunen derzeit erarbeitet, wie diese Schnittstellen aussehen werden und wie eine kontinuierliche und erfolgreiche Zusammenarbeit aussehen kann. So wird moderne Schule möglich! Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Zum Wohle der Schülerinnen und Schüler. Einbinden statt ausgrenzen.

Anrede,

soziale Arbeit braucht Begleitung!

Sozialpädagogische Fachkräfte sollen keine Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer in unseren Schulen sein. Wir tragen Verantwortung für eine gute fachliche und administrative Begleitung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb entwickeln wir gemeinsam mit der Landesschulbehörde ein Konzept, wie diese Begleitung und das notwendige Fortbildungsangebot aussehen kann. Wir nehmen diese Aufgabe sehr ernst, denn wir etablieren langfristig ein neues Feld in unserer Bildungspolitik, das sich auch in unseren Strukturen abbilden muss.

Wenn ich mir jetzt den Änderungsantrag der FDP ansehe, frage ich mich: Was wollen Sie eigentlich? Erst sollen die Mittel des Hauptschulprofilierungsprogramms in ein Gesamtkonzept einfließen und jetzt soll auf einmal alles bleiben wie es ist! Haben Sie sich einmal mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhalten? Wissen Sie wie es ist, wenn man jährlich einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben und sich kurz vorher arbeitslos melden muss, weil man nicht weiß, ob es im nächsten Jahr weitergeht? Wir schaffen jetzt sichere Arbeitsbedingungen und das ist eine der wichtigen Voraussetzungen für eine qualitätsvolle Arbeit. Und wir berücksichtigen durchaus bisherige Erfahrungen in diesem Feld bei unseren zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ich finde es auch bemerkenswert, dass Sie jetzt auf einmal die Kinder- und Jugendhilfe in den Mittelpunkt stellen: Erst schaffen Sie den Landesjugendhilfeausschuss ab und jetzt machen Sie ihn zum zentralen Gremium für die Steuerung von schulischen Aufgaben. Es wäre gut, wenn Sie sich hierzu einmal die Sichtweise der Kommunen anhören würden: Dort wird die Verantwortung ganz klar beim Land gesehen!

Anrede,

ich bin allen dankbar, die diesen Weg des Kultusministeriums - auch kritisch - begleiten. Für viele, in den Schulen, bei den sozialpädagogischen Fachkräften, in den Kommunen und bei den Trägern von Schulsozialarbeit, wird es zu strukturellen und inhaltlichen Veränderungen kommen. Ich möchte von hier aus alle Beteiligten einladen, diesen Neustart in der sozialen Arbeit in den Schulen aktiv mitzugestalten.

Anrede,

Sie sehen, wir setzen unser Vorhaben, eine dauerhafte und fachlich qualifizierte soziale Arbeit in schulischer Verantwortung zu etablieren, schon um.

Als Fazit stelle ich fest:

Sie haben eine große Baustelle bei der sozialen Arbeit in Schule hinterlassen. Auch diese Baustelle haben wir beseitigt und präsentieren ein zukunftsgerichtetes Konzept.

Die von uns erarbeitete, landesweit wirkende Konzeption und die dafür eingesetzten neuen Stellen vom Land sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zu aktiver Schulsozialarbeit.

Artikel-Informationen

erstellt am:
09.06.2016

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