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Rede der Niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zu TOP 2 b der Sondersitzung des Niedersächsischen Landtags am 04. Mai 2016

Aktuelle Stunde „Zukunftsoffensive Bildung wirkt - das Land kommt voran: Mehr und bessere Ganztagsschulen in Niedersachsen.“, Drs. 17/5662


Es gilt das gesprochene Wort!


Anrede,

eine gute Zukunft für die sehr unterschiedlichen Regionen unseres Landes kann nur gesichert werden, wenn allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen für die bestmögliche Schulbildung eingeräumt werden. Daher hat Bildung für das Land Niedersachsen höchste Priorität.

Der Ausbau der Ganztagsschulen, der quantitative, aber auch insbesondere der qualitative Ausbau, bieten beste Chancen, das Bildungssystem in Niedersachsen noch leistungsfähiger zu machen.

Mit der „Zukunftsoffensive Bildung“ wird Niedersachsen zum Ganztagsschulland. Neben der Familie prägt kein zweiter Ort Kinder und Jugendliche stärker und nachhaltiger als die Schule, kein anderer Ort stellt derart viele Zukunftsweichen. Ganztagsschulen sind ein Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit, weil sie mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Seit Übernahme der Regierungsverantwortung ist es daher erklärtes Ziel dieser Landesregierung, den Ausbau der Ganztagsschule in allen Schulformen nachhaltig weiter voranzubringen.

Der Ganztagsschulerlass bildet hierfür die entscheidende Grundlage. Mit ihm erhalten unsere Schulen einen deutlich erweiterten Handlungs- und Gestaltungsspielraum.

Auf dessen Grundlage können die Schulen und Schulträger heute zwischen offenen, teilgebundenen oder voll gebundenen Ganztagsschulkonzepten wählen. Selbst eine „Mischform“ aus Ganztagszügen abweichender Organisationsformen ist konzeptionell möglich.

Dies bietet den Schulen mehrere Optionen zur Erprobung und zur Entwicklung jener Konzepte, die den jeweiligen schulischen Möglichkeiten vor Ort und den regionalen Bedürfnissen am besten entsprechen.

Um diesen Prozess personell zu unterstützen, haben wir zum Schuljahresbeginn 2014/2015 die Ressourcenzuweisung von einem beschränkten auf einen teilnehmerbezogenen und damit bedarfsgerechteren Ganztagszuschlag umgestellt.

Mit dieser Umstellung war bereits zum Stichtag 22.09.2014 ein erheblicher Aufwuchs des Zusatzbedarfs Ganztag zu verzeichnen. Standen im Schuljahr 2013/2014 noch rund 51.000 Ganztagsstunden zur Verfügung, waren es im ersten Jahr der Umstellung bereits rd. 61.000 Stunden. Heute ist der Zusatzbedarf Ganztag auf rund 73.000 Stunden angewachsen. Hier werden also sehr konsequent erhebliche Anstrengungen unternommen, um dem Bedarf und der erfreulich hohen Nachfrage aufseiten der Schülerinnen und Schüler und ihrer Eltern nach ganztäglicher Bildung zu entsprechen.

Insgesamt sind bis zum Jahr 2019 allein für den Ausbau der Ganztagsschule rund 486 Millionen Euro veranschlagt. Ein Wert, der zeigt, dass wir es sehr ernst meinen mit dem qualitativen Aufwuchs von Ganztagsschulen.

Mit diesen Rahmenbedingungen werden Schulen angeregt, ihren Weg zur guten Ganztagsschule zielgerichtet fortzusetzen.

Dabei ist uns bewusst, dass Ganztagsschule als Teil eines komplexen Schulentwicklungsprozesses verstanden werden muss.

2015 haben wir daher ein besonderes, auf ganztagsspezifische Fragestellungen ausgerichtetes Beratungs- und Unterstützungsangebot entwickelt und es den Schulen in 15 landesweiten Fachtagen angeboten. Die Fachtage wurden - ob in Aurich oder Bad Bederkesa, in Göttingen, Lüneburg oder Lingen, in Hannover, Vechta oder in Braunschweig und Hildesheim - alle sehr gut angenommen: 758 Ganztagsschulen mit 1.135 Teilnehmenden konnten erreicht werden.

Mit der Weiterentwicklung dieses Unterstützungsformats noch in diesem Jahr, der Bildung von Ganztagsschulnetzwerken, mit Good-Practice-Beispielen und der Einrichtung einer Koordinierungsstelle „Ganztägig bilden!“ steuern und begleiten wir diesen Entwicklungsprozess weiter. Und wir sind überzeugt, dass wir hier weiterhin den richtigen Schwerpunkt setzen.

Eines ist klar: Die Schulen sind sehr interessiert und nehmen unser Angebot erfreulich an, wie die aktuellen Zahlen belegen.

Im Laufe der letzten fünf Jahre hat sich die Zahl der Ganztagsschulen um 17 % erhöht. Ausgehend von 1.311 (46 %) Ganztagsschulen im Schuljahr 2011/2012 arbeiten heute (Stand: November 2015) von den insgesamt 2.654 öffentlichen allgemein bildenden Schulen 1.675 als Ganztagsschulen. Dies entspricht einem Ausbaustand von 63 %.

In der Schulform Gymnasium ist bereits ein Ausbaustand von 90 % erreicht, bei der Oberschule sind es gar 96 % und bei der Integrierten Gesamtschule und der Kooperativen Gesamtschule sind es 100 %.

[Zur Information: Die anderen Schulformen weisen folgende Werte auf: FöS: 45 %, GS: 52 %, RS: 58 % und HS: 79 %].

77 % der Ganztagsschulen sind in der offenen Form organisiert. Obwohl die Teilnahme an den außerunterrichtlichen Angeboten an der Mehrzahl der Ganztagsschulen also freiwillig ist, nehmen trotzdem fast 50 % aller Schülerinnen und Schüler die Angebote wahr. Dies zeigt noch einmal, wie stark Erziehungsberechtigte die Ganztagsschule nachfragen.

Für das kommende Schuljahr 2016/2017 sind 87 weitere Anträge auf Errichtung einer Ganztagsschule genehmigt worden, die überwiegend (66) – und dies ist besonders erfreulich – aus dem Bereich der Grundschulen kommen. Hinzu kommen 14 Anträge von Schulen auf Änderung der Organisationsform. Die Mehrzahl dieser Schulen entwickelt die bisher offene Ganztagsschule weiter zu einer gebundenen Form, die mit verpflichtenden Teilnehmertagen vor allem eine bessere Rhythmisierung zulässt.

Durch die Erhöhung des Zusatzbedarfs Ganztag ist es möglich, verstärkt Lehrkräfte im Ganztagsbereich einzusetzen.

Aber auch Kooperationen mit externen Partnern sind weiterhin ausdrücklich gewünscht. Die Schulen haben die Möglichkeit, bis zu 40 % ihres Ganztagszuschlags zu budgetieren und externe Unterstützung in den Ganztag einzubinden.

Das Land Niedersachsen hat mit zahlreichen Institutionen Rahmenvereinbarungen zur Zusammenarbeit an der Ganztagsschule geschlossen, um den Schulen auf der Suche nach geeigneten Kooperationen Orientierung zu geben.

Anrede,

wir können in Niedersachsen heute auf dem Weg zur guten Ganztagsschule eine positive Zwischenbilanz ziehen. Die Zukunftsoffensive Bildung wirkt – das Land kommt voran:

Das Wirkungsgefüge aus

  • pädagogisch-organisatorischem Gestaltungsspielraum der Schulen,
  • beachtlichen Ressourcen,
  • einem Beratungs- und Unterstützungssystem,
  • interessierten und aktiven Schulträgern sowie
  • zahlreichen Kooperationspartnern

führt zu mehr und zu besseren Ganztagsschulen in Niedersachsen und damit zu einer Verbesserung der Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen insgesamt.

Dies ist für unser Land eine gute Nachricht.

Artikel-Informationen

erstellt am:
04.05.2016

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